Investitionen werden um der Erträge willen getätigt. Man kauft eine Anleihe, weil man die Zinsen vereinnahmen möchte, man erwirbt eine Aktie in der Hoffnung eine Dividende einzustreichen und man kauft eine Immobilie, um entweder selbst darin zu wohnen oder von einem Mieter monatlich die Miete überwiesen zu bekommen.
In jedem Fall ist der für die Zukunft erwartete Ertrag ein wichtiges Kriterium im Vorfeld der Kauf- bzw. Investitionsentscheidung. Gibt es zusätzlich noch eine Rendite in Form von Kursgewinnen bzw. Preissteigerungen zu vereinnahmen, freut sich der Investor gleich doppelt.
Die Edelmetalle Gold und Silber haben keinen Forderungscharakter. Das ist gut, denn es stellt sie außerhalb unseres vom Zusammenbruch bedrohten Finanzsystems. Aber das ist für den Goldanleger in einer gewissen Weise auch schlecht, denn stabile monatlich oder jährlich wiederkehrende Einnahmen aus seinem Investment hat er nicht zu erwarten.
Inzwischen sind die laufenden Erträge bei den anderen Kapitalanlagen wieder gestiegen. Zinsen auf sichere Staatsanleihen gab es am Ende der Niedrigzinsphase fast keine mehr, und wenn doch noch Zinsen gezahlt werden, so spiegelten sie in vielen Fällen das mit der Anleihe verbundene Risiko nicht angemessen wider.
Bei Anleihen wählten die Anleger zwischenzeitlich sogar den Verlust
Der fehlende laufende Ertrag, der jahrelang immer gegen eine Investition in das Gold gesprochen hat, verlor vor diesem Hintergrund zunehmend seinen Schrecken. Gold und Silber bringen keine Zinsen, hochwertige Staatsanleihen brachten sie in der letzten Dekade aber auch nicht. Was sprach bei dieser Ausgangslage also noch gegen das Gold?
Nichts sollte man meinen, doch die Anleger gaben noch immer den Staatsanleihen, auch solchen mit negativer Verzinsung den Vorzug. Verkehrte Welt? Ein wenig bestimmt. Eine garantierte negative Rendite wurde einer Kapitalanlage vorgezogen, deren größter Nachteil es ist, dass man heute den zukünftigen Verkaufspreis noch nicht kennt.
Er könnte niedriger sein als der Einstandspreis. Wenn es schlecht läuft, sogar deutlich niedriger. Das ist eine Gefahr, vor der die Anleger sich zu jeder Zeit fürchten und die sie deshalb auf jeden Fall vermeiden wollen. Auch wenn der Preis, den sie dafür in der letzten Dekade bezahlen mussten, in einer garantiert negativen Rendite bestand.
Man kann heute aus der Rückschau über so viel Angst nur noch verwundert den Kopf schütteln. Denn das Gold notiert heute deutlich höher als zwischen 2012 und 2019. Man kann diese Angst aber auch als das erkennen, was sie wirklich ist: der entscheidende Grund, warum Investoren nicht mehr langfristig investieren. Und gerade Letzteres sollte uns zu denken geben.