Obwohl die Temperaturen langsam angenehmer werden, zittern Sie bereits jetzt, wenn sie nur an den nächsten Winter und Ihre alternativlose Gasheizung denken? Nun beruhigend ist dieses Gefühl gewiss nicht. Doch es ist längst nicht der einzige mögliche Einschnitt, auf den wir uns in diesen Tagen gedanklich vorbereiten sollten.
Auch wer plant, in den nächsten Wochen oder Monaten einen neuen Laptop zu kaufen, könnte vom russischen Einmarsch in die Ukraine und seinen Folgen unangenehm überrascht werden, denn ein Teil der Versorgungsrouten zwischen Europa und Asien verläuft über Russland. Diese Transporte werden allerdings nicht per Schiff über das Nordmeer, sondern mit der Bahn abgewickelt.
Noch sind die Routen offen, doch es ist nicht zu bestreiten, dass Wladimir Putin an dieser Stelle ein weiteres Ass im Ärmel hat, das er ziehen könnte, sollte er sich gezwungen sehen, auf die Wirtschaftssanktionen des Westens mit eigenen Antworten reagieren zu müssen.
Nicht nur die europäische Wirtschaft würde leiden
Die Route über Sibirien ist ein Teil der sogenannten Neuen Seidenstraße mit der China seine Handelsbeziehungen mit Europa und anderen asiatischen Ländern stärken möchte. Damit ist das Schwert, das der russische Präsident unzweifelhaft in seinen Händen hält, jedoch ein zweischneidiges, denn sollten die Eisenbahnstrecken über Russland nicht mehr zur Verfügung stehen, würde neben Europa auch China leiden.
Da das russische Eisenbahnnetz eine andere Spurbreite hat als das europäische, müssen die Container in der kleinen polnischen Stadt Malaszewicze umgeladen werden. Sie liegt an der weißrussischen Grenze und verfügt bereits über mehrere Terminals zum Umladen der Container.
In den letzten Jahren wurde der Umschlagplatz an der Außengrenze der EU massiv ausgebaut und weitere Schritte sind in Planung. Doch aktuell ist nicht abzusehen, wie sich der Eisenbahngüterverkehr über Malaszewicze entwickeln wird. Im vergangenen Jahr wurden über eine Million Container auf dem Landweg zwischen China und Europa transportiert. Eine Ersatzroute über Land, die nicht über Russland verläuft, gibt es aktuell nicht.
Beliebt ist die Strecke, über die nur ein kleiner Teil des gesamten Warenaustauschs abgewickelt wird, vor allem, weil sie im Vergleich zum Seetransport ausgesprochen schnell ist, denn schon nach nur 14 Tagen erreichen die Container ihr Ziel. Auf dem Seeweg ist die Fracht dreimal länger unterwegs.