Im vergangenen Jahr werden sich viele verwundert die Augen gerieben haben, denn obwohl die Inflation auf immer höhere Werte anstieg, in der Ukraine Ende Februar ein Krieg ausbrach und auch die Spannungen zwischen den USA und China in der Taiwan-Frage immer deutlicher zutage traten, zeigte der Goldpreis seit dem Frühjahr eine auffällige Schwäche.
Sie hielt bis zum Herbst an, sodass das gelbe Metall noch Anfang November zu Kursen unter 1.650 US-Dollar je Feinunze gehandelt wurde. Seitdem ziehen die Notierungen jedoch wieder deutlich an. Anfang Dezember wurde erstmals seit Monaten wieder die Marke von 1.800 US-Dollar erreicht und bis zum Ende des Monats verbesserte sich der Goldpreis sogar bis auf 1.820 US-Dollar pro Feinunze.
Auch in den ersten Tagen des neuen Jahrs hielt der Aufwärtstrend zunächst an. Die Marke von 1.850 US-Dollar wurde wieder erreicht und nach einer kurzen Korrektur in der zweiten Hälfte der Vorwoche inzwischen auch deutlich überwunden. Das passt sehr gut zur saisonalen Statistik, denn innerhalb der zwölf Monate des Jahres gilt der Januar als einer der besten Monate für den Goldpreis.
Die weitere Entwicklung des Goldpreises hängt an den Notenbanken
Wie es mit dem Goldpreis nun weitergehen wird, dürfte vor allem von zwei Faktoren abhängen: der weiteren Entwicklung der Inflationsraten und der Geldpolitik der Notenbanken, wobei an dieser Stelle besonders die Position der US-Notenbank von Bedeutung sein dürfte.
Stützen könnte den Goldpreis auch weiterhin die Aussicht auf ein rasches Ende der Zinserhöhungen. Bislang war dies allerdings lediglich eine starke Hoffnung des Marktes, der auf der Seite der Federal Reserve Bank keine aktive Unterstützung dieser These gegenüberstand.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat im vergangenen Jahr mehrfach durchblicken lassen, dass der Markt mit seiner Einschätzung der Geldpolitik der FED falsch liegt. Weitere Zinserhöhungen könnten sich für den Goldpreis daher leicht als eine Bremse, wenn nicht sogar als ein Rückschlagpotential erweisen.
Halten sich die kommenden Zinssetzungen jedoch im Rahmen oder bleibt die Inflation hoch, wird entscheidend sein, welchen Aspekt die Anleger höher gewichten werden, die Zinserhöhungen der Notenbanken oder die ungebremste Inflation. Kommen gleichzeitig auch noch neue geopolitische Spannungen hinzu, könnte das Gold auch wieder seinen Charakter als Fluchtwährung und sicherer Hafen ausspielen.