General Omar Tchiani ist seit Ende Juli der neue starke Mann im Niger. Mit seinem Militärputsch hat er die demokratische Regierung unter Präsident Mohamed Bazoum gestürzt und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Gleichzeitig wurden alle wichtigen Institutionen im Land aufgelöst.
Wie es im Niger weitergehen wird, weiß derzeit niemand. Vor allem nicht in Brüssel, denn sollten die neuen Machthaber im Land das erst im Mai abgeschlossene Abkommen mit dem französischen Staatsunternehmen Orano für nichtig erklären, steht die Europäische Union vor einem großen Problem, weil ihren Kernkraftwerken das Uran auszugehen droht.
Bis zum Beginn des Putsches schien die Versorgung der EU mit diesem wichtigen Rohstoff noch gesichert, denn Orano hatte mit der entmachteten Regierung eine „umfassende Partnerschaftsvereinbarung“ unterzeichnet. Sie sicherte den Betrieb der Uranmine Somaïr nahe der Stadt Arlit im Norden des Niger bis in das Jahr 2040. Damit schien die Uranversorgung der EU gesichert.
Schneidet Wladimir Putin die EU jetzt auch noch von ihrer Uranversorgung ab?
Diese Sicherheit ist nun nicht mehr gegeben, denn niemand weiß, ob die Putschisten gewillt sind, diese Verträge einzuhalten. Für Frankreich ist das Problem nicht ganz so dringend, denn das Land bezieht lediglich zehn Prozent seines Uranbedarfs aus dem Niger. Auf EU-Ebene ist die Herausforderung schon wesentlich größer, denn hier hängt die Versorgung von fast 25 Prozent aller Kernkraftwerke an Uranlieferungen aus dem Niger.
Erinnerungen an den Sommer 2022 werden derzeit wach, als Wladimir Putin als Reaktion auf die westlichen Sanktionen technische Schwierigkeiten vorschob und den Staaten der EU nach und nach den Gashahn zudrehte. Mit dieser Erfahrung im Rücken kann es den Europäern derzeit nicht gefallen, dass im Anschluss an den Putsch vor der französischen Botschaft in der Hauptstadt Niamey tausende Menschen demonstrierten und dabei „Es lebe Putin“ und „Nieder mit Frankreich“ riefen.
Nach dem Gold ist das Uran das wichtigste Exportgut des Nigers. Wird dieses künftig nicht mehr in die EU, sondern beispielsweise nach Russland oder China geliefert, muss sich die europäische Führung fragen, woher sie den Brennstoff für ihre Atommeiler beziehen will.