Dank der hohen Steuern und CO2-Abgaben sind Fahrten zur Tankstelle derzeit alles andere als eine Freude. Doch in der Rückschau könnte sich die heutige Zeit schon in wenigen Jahren als eine nahezu paradiesisch anmutende Situation erweisen, denn es gibt immer noch genügend Sprit zum Tanken. Dies können in den Jahren nach 2025 nicht mehr durchgängig der Fall sein. Ausgesprochen hat diese Warnung Vicki Hollub. Sie führt als CEO den amerikanischen Ölproduzenten Coccidental Petroleum.
Ausgesprochen wurde die Warnung vor wenigen Tagen auf dem Weltwirtschaftsforum Davos. Im Hintergrund steht eine einfache und für den Bergbau zwingende Logik: Für jede Tonne Erz und für jedes Fass Öl, das gefördert wird, müssen die Reserven der Unternehmen im gleichen Maß erhöht werden. Nur so stellen die Firmen sicher, dass sie auch in Zukunft noch im bisherigen Maß weiter fördern können.
Diesen Zustand sieht der Vicki Hollub, die Geschäftsführerin von Occidential Petroleum schon bald als nicht mehr gegeben an, denn sie fürchtet, dass die Welt ab 2025 knapp an Öl sein wird. Das Verhältnis zwischen den entdeckten Ressourcen und der Nachfrage ist in den letzten Jahrzehnten gesunken und liegt jetzt bei etwa 25 Prozent, erklärte sie.
Die unterlassene Exploration wird sich rächen
Schon in der Vergangenheit haben Führungskräfte aus der Ölindustrie immer wieder davor gewarnt, dass neue Ressourcen, neue Investitionen und ein neues Angebot erforderlich sein werden, um das derzeitige Versorgungsniveau aufrechtzuerhalten. Dies gilt besonders dann, wenn ältere Felder erschöpft sind.
Da die Exploration in den vergangenen Jahren jedoch sträflich vernachlässigt wurde und die Reserven hinter dem Nachfragewachstum zurückgeblieben sind, bahnt sich nun ein Engpass an. Auf diesen ist die Welt nicht vorbereitet, denn während des 20. Jahrhunderts gelang es den Erdölproduzenten zumeist, mehr neues Öl zu finden als gleichzeitig verbraucht wurde.
Damals wurde in vielen Jahren fünfmal so viel Öl neu gefunden wie gefördert wurde. Inzwischen ist das Verhältnis zwischen den entdeckten Ressourcen und der Nachfrage jedoch stark gesunken und liegt momentan nur noch bei etwa 25 Prozent. „Auf kurze Sicht sind die Märkte nicht ausgeglichen; Angebot und Nachfrage sind nicht im Gleichgewicht“, erklärte die Managerin ihren Zuhörern auf dem Weltwirtschaftsforum.
Die Warnungen sind nicht neu. Zu den eindringlichsten Mahnern gehört an dieser Stelle seit Jahren Saudi-Arabien, der größte Erdölexporteur der Welt. Das Königreich und der staatliche Ölgigant Aramco haben wiederholt gefordert, dass der Schwerpunkt des Energiesektors und der Debatten über die Energiewende auf der Senkung der Emissionen und nicht auf der Reduzierung der Öl- und Gasproduktion liegen sollte.