Eine wichtige Frage, die bei den Silberminen schon bald auf der Tagesordnung stehen könnte, wird die Frage sein, ob lieber die Produktion gesteigert werden soll oder ob der Auszahlung von Dividenden der Vorrang gebührt? In der Vergangenheit stellte sich diese Frage bei den meisten genuinen Silberminen nicht, denn der Silberpreis war viel zu niedrig, als dass sich mit ihm gute Gewinne erwirtschaften ließen.
Die Konsequenz war, es wurde gespart, wo nur gespart werden konnte. Investitionen wurden aufgeschoben oder unterblieben ganz und auch die Exploration wurde sträflich vernachlässigt. Dass diese Sparmaßnahmen zu Lasten der zukünftigen Produktion gegen würden, war den Unternehmen vollkommen bewusst. Doch eine andere Wahl hatten sie nicht, denn viele Unternehmen erwirtschafteten nur kleine Gewinne oder machten sogar Verluste.
Durch den Anstieg des Silberpreises hat sich die Situation in den letzten Monaten deutlich verbessert. Die Minen haben wieder Luft zum Atmen und sie erwirtschaften einen freien Cashflow. Er wirft zwangsläufig die Frage auf, wie das erwirtschaftete Geld eingesetzt werden soll.
Zwei grundsätzliche Wege können an dieser Stelle beschritten werden. Stehen die Verlängerung des Minenlebens und der Ausbau der Produktion im Vordergrund, müssen die Ausgaben für die Exploration und den Ausbau der Minen und ihrer Infrastruktur gesteigert werden. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Aktionäre für ihre Geduld und Treue zu belohnen und sich auf den Shareholder Value zu konzentrieren.
Vorrang für den Shareholder Value?
Da die letzten zehn Jahre aus Sicht der Aktionäre eine große Enttäuschung waren, spricht viel für die Erwartung, dass die Besitzer der Minen nun auch für ihre Investition von Seiten der Minen belohnt werden wollen. Damit dürfte sich das Minenmanagement mit steigendem Cashflow auch einer steigenden Forderung nach Teilhabe an diesem Cashflow durch die Aktionäre gegenübersehen.
Die Bergbauunternehmen haben diesem Druck nicht immer nachgegeben. In den 1990er und 2000er Jahren votierte das Management in der Regel dafür, die Mine auszubauen. Erst wenn hier alle wichtigen Entwicklungsschritte angestoßen und bezahlt worden waren, wurde der frei Cashflow auch für die Ausschüttung einer Dividende verwendet.
Heute könnte das Geld allerdings leichter in Dividendenzahlungen fließen, denn eine neue Mine zu erschließen, ist aufgrund der verschärften Auflagen wesentlich schwieriger als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Mit der Schwierigkeit steigt auch das Risiko, zu scheitern. Für die Vorstände ist es deshalb einfacher und auch ungefährlicher, einen Wettbewerber mit bestehender Verarbeitungsanlage zu übernehmen, als selbst eine neue Mine von Grund auf zu errichten.
Für die Silberproduktion sind das keine guten Aussichten, denn sie deuten an, dass die Förderung nicht kurzfristig an einen stark steigenden Bedarf angepasst werden wird. Soll mehr Silber zur Verfügung stehen, muss deshalb deutlich mehr Silber recyclt werden. Dies ist bei den aktuellen Preisen allerdings immer noch so wenig lukrativ, dass auch weiterhin die Gefahr besteht, dass große Mengen Silber nicht dem Recycling zugeführt werden, sondern auf der Müllkippe landen.