Die Panikmache kommt an dieser Stelle einmal nicht von denjenigen, die von der Angelegenheit am meisten profitieren. Das macht den Sachverhalt umso brisanter, denn es geht um ein Thema, das uns alle betreffen wird – so oder so: den Klimawandel und die Frage, wie wir ihn aufhalten können.
Die bisherigen Strategien sehen eine Dekarbonisierung unserer Wirtschaft vor. Einer der wichtigsten Bausteine dabei ist die Umstellung der Antriebskraft beim Autoverkehr von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf solche, die nur noch mit Elektromotoren ausgestattet sind.
Der Engpass, der sich an dieser Stelle jetzt schon abzeichnet, ist das Lithium. Es wird zwar nicht für die Motoren, wohl aber für die Batterien benötigt, in denen der zum Antrieb benötigte Strom gespeichert werden soll. Das Ziel der Bundesregierung ist dabei, bis zum Jahr 2030 15 Millionen Elektroautos auf die Straße zu bringen.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schlägt Alarm
Das wird nicht möglich sein, warnt nun die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Sie hat eine Studie erstellt, die dem Handelsblatt vorliegt. Aus ihr geht hervor, dass der ehrgeizige Plan am fehlenden Lithium scheitern wird. Für Deutschland alleine könnte das verfügbare Lithium reichen.
Da aber auch zahlreiche andere Länder ähnliche Ziele verfolgen, ist die Nachfrage nach Lithium so groß, dass sie nicht befriedigt werden kann. Dies gilt selbst für die im Rohstoffbereich nicht gerade realistische Annahme, dass alle derzeit geplanten und in Bau befindlichen Lithiumprojekte umgesetzt und rechtzeitig in Produktion gebracht werden können.
Da die Bergbauunternehmen jedoch mit Mutter Natur interagieren, kommt es erfahrungsgemäß immer wieder zu größeren oder kleineren Verzögerungen. Gleichzeitig kommt Gegenwind von den Finanzmärkten, denn da Rohstoffprojekte derzeit nicht als „grün“ gelten, werden sie nicht finanziert.
Massiver Lithiumsmangel voraus
Die aktuellen Zahlen zeigen das Dilemma. Weltweit wurden im Jahr 2020 82.000 Tonnen Lithium produziert. In den nächsten acht Jahren soll die Nachfrage nach dem Metall jedoch steigen. Um wie viel, das hängt von den gewählten Szenarien ab. Sie kommen auf einen Lithiumbedarf von mindestens 316.000 Tonnen oder sogar mehr als 550.000 Tonnen.
Die Experten von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe gehen deshalb davon aus, dass 2030 im schlechtesten Fall 300.000 Tonnen Lithium fehlen könnten. Und das nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr. Im günstigsten Fall würde sich das Defizit auf 90.000 Tonnen belaufen. Aber auch das wäre immer noch deutlich mehr als die aktuelle Weltjahresproduktion.
Kommt es so, werden 90 Prozent des Lithiums nur gefördert, um anschließend in den Lithium-Ionen-Batterien der Elektroautos verwendet zu werden. Für die Autobauer könnte die Situation gerade in Europa sehr unangenehm werden, denn man ist extrem auf Importe angewiesen und befindet sich im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz zudem in einer recht unvorteilhaften Position.