Eine neue Ära der Erforschung und des Wettbewerbs hat im All begonnen

Im Jahr 2024 haben die staatlichen Ausgaben für die Raumfahrt mit 135 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord erreicht. Nie zuvor haben die Staaten weltweit mehr Geld dafür ausgegeben, um im All präsent zu sein. Dennoch ist zu erwarten, dass dieser Rekord schon in wenigen Jahren gebrochen sein wird. Die Welt durchlebt an dieser Stelle eine transformative Ära in der Weltraumforschung und den Beginn eines neuen geopolitischen Wettlaufs um die Vorherrschaft in der zukünftigen Weltraumwirtschaft.

Grundsätzlich neu ist dieser staatliche Wettlauf nicht, denn schon immer weckten die vorhandenen Ressourcen die Begehrlichkeit vieler Akteure. In der Antike stritt Hannibal mit den Römern um das Kupfer der spanischen Minen und zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert wetteiferten die europäischen Staaten um die bekannten Handelsrouten und Rohstoffe.

Ausgetragen wurde der Wettstreit während des Kolonialzeitalters vor allem an den Grenzen der damals bekannten Welt. Doch seit die Landkarte kaum noch weiße Flecken aufweist, verlagert sich das Ringen zunehmend in jene Regionen, die sich der Mensch noch nicht erschlossen hat.

Neben Arktis und Antarktis rückt damit auch der Weltraum immer stärker in den Mittelpunkt. Er verspricht noch eine Weite, die auf der Erde selbst schon lange nicht mehr gegeben ist. Die Dynamik dieser Entwicklung ist sehr gut mit der Geschichte des Kolonialismus vergleichbar, denn damals wie heute ist der Wettlauf um den Platz an der Sonne durch eine wachsende Kluft zwischen Vorreitern und Nachzüglern gekennzeichnet.

Trägheit und Selbstgefälligkeit werden bestraft

Die Frage, welche Macht als die führende Kolonialmacht anzusehen ist, wird ganz unterschiedlich beantwortet je nach dem, in welches Jahrhundert man blickt. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Spanien und Portugal führend, denn beide Länder kontrollierten den Zugang zu Gold, Silber und den Gewürzen. Ihre Vorherrschaft endete, als beide Volkswirtschaften zu stark von den Einnahmen aus den Kolonien abhängig wurden.

Während die spanische und portugiesische Wirtschaft stagnierten, schoben sich die Niederlande als führende Handelsmacht immer mehr in den Vordergrund. Profitiert haben die Holländer dabei von der Innovationskraft und Finanzkraft der Vereinigten Ostindischen Kompanie (VOC). Ihre spektakulären Erfolge beeinflussten maßgeblich diese frühe Phase des Kapitalismus. Das Rezept wird auch heute wieder angewandt, denn im Grunde spiegeln die Handelspartnerschaften der USA mit SpaceX und anderen Privatunternehmen das erfolgreiche Konzept der Ostindischen Kompanie wider und passen dieses an die modernen Gegebenheiten an.

Doch auch die Vorherrschaft der Niederländer war nicht von unendlicher Dauer. Frankreich und Großbritannien traten im 18. und 19. Jahrhundert als scharfe Konkurrenten auf. Die Franzosen machten dabei den Fehler, sich zu stark auf ihre karibischen Kolonien zu verlassen. Das schmälerte langfristig ihren Wohlstand. Großbritannien hingegen nutze die Gewinne, die es in seinen Kolonien machte, um damit im eigenen Land die industrielle Revolution voranzutreiben.

Was uns heute aus der Rückschau bisweilen als eine klare Entwicklungslinie erscheinen will, war in seiner Entstehung jedoch vielfach ein Gemisch aus Fehlern und Innovationen, die gemacht wurden. Wobei in den Phasen des Übergangs die Fehler zu häufig auf der Seite der bislang führenden Nationen zu finden waren während die Innovationen die Kräfte darstellten, welche die Nachfolger immer weiter nach vorne und schließlich an die Spitze gebracht haben.