der am Wochenende vom internationalen Journalistennetzwerks Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) aufgedeckte neue Skandal um dubiose Kunden, die bei der Schweizer Großbank Credit Suisse jahrelang Konten unterhalten konnten, dokumentiert wie verschwiegen Banken sein können, wenn dies zu ihrem Vorteil ist. Er zeigt jedoch auch, wie schnell gehandelt werden kann, wenn plötzlich Transparenz erforderlich ist.
Die Vorwürfe rund um Konten für Menschen mit zwielichtigem Hintergrund reichen von den 1940er Jahren bis weit in die letzte Dekade zurück, wobei die Masse der Fälle Konten betrifft, die erst in diesem Jahrhundert eröffnet wurden. Viele von ihnen wurden bereits wieder geschlossen. Das geschah in den meisten Fällen im Jahr 2014.
Reiner Zufall? Wohl kaum, denn 2014 ist das Jahr, in dem sich auch die Schweiz zum automatischen Informationsaustausch bekannte. Umgesetzt wurde er ab 2017. Doch so lange wollte die Credit Suisse offenbar nicht warten. Sie schloss deshalb umgehend viele der Konten, die sie möglicherweise kompromittieren konnten. Jedoch nicht alle, denn wie das Netzwerk berichtet, sollen einige der Geschäftsbeziehungen noch heute gepflegt werden.
Menschenhändler, Mörder? Who cares?
Zwei sehr prominente Namen auf der Liste der 18.000 anrüchigen Kunden stellen die Töchter des ehemaligen Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, dar. Auch wenn der Vater nicht mehr im Amt ist, so gilt der in seinem Land nur Großvater genannte Ex-Präsident mit seiner Familie auch heute noch als ausgesprochen reich und einflussreich. Auf einem Firmenkonto, auf das auch einer der Schwiegersöhne Zugriff hatte, sollen sich mehr als 843 Millionen Franken befunden haben.
Doch nicht nur die hohe Politik, auch gemeine Straftäter verschmähte die Schweizer Bank nicht als Kunden, solange die Kasse klingelte. In den geleakten Daten finden sich ebenfalls Konten eines auf den Philippinen verurteilten Menschenhändlers und eines ägyptischen Mörders. Auch zwei römische Kardinäle, die mutmaßlich in krumme Geschäfte verwickelt sein sollen, finden sich auf der Liste.
Mit von der Partie ist auch der ehemalige Siemens-Manager Eduard Seidel. Er wurde im Jahr 2008 wegen Bestechung verurteilt. Bei der Credit Suisse unterhielt Seidel, der bei Siemens als Chef für das Nigeria-Geschäft des Unternehmens zuständig war, zeitweilig bis zu sechs Konten.
Eines von ihnen erreichte im Jahr 2006 als Höchststand ein Vermögen von mehr als 54 Millionen Franken. Interessant, wie viel Geld man als führender Manager bei Siemens angeblich verdienen, anschließend sauber versteuern und dann bei einer Schweizer Bank anlegen kann. Von der Süddeutschen Zeitung auf diese Summen angesprochen, bestritt der ehemalige Siemens-Manager jedoch, dass ein eigenes Fehlverhalten vorliege.