Welche Pläne und Hoffnungen das Denken von Russlands Präsident Wladimir Putin bestimmen, darüber kann derzeit nur gerätselt werden. Eine erneute Krise des Euros könnte ihm allerdings durchaus gelegen kommen. Diese Ansicht wird zumindest von führenden Wirtschaftswissenschaftlern vertreten.
Der Ökonom Achim Truger, der auch dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört, ließ sich in der ersten Wochenhälfte von den Zeitungen der Funke-Mediengruppe mit dem Satz: „Putin würde sich über einen Zusammenbruch des Euro und politische Instabilität in der EU sicher freuen“, zitieren.
Er sieht die Gefahr, dass ähnlich wie in den Jahren 2011 und 2012 einzelne Länder der Eurozone nicht mehr in der Lage sein werden, die von den internationalen Anlegern geforderten höheren Risikoaufschläge zu bezahlen und deshalb in Schwierigkeiten geraten könnten.
Die EZB steht vor einem Dilemma und hat sich möglicherweise schon längst entschieden
Die Zinssätze, die einzelne Mitglieder der Eurozone für ihre Anleihen inzwischen bezahlen müssen, könnten zu Zahlungsschwierigkeiten und damit letztlich zu einer zweiten Eurokrise führen. Als klassische Risikoländer gelten die Mittelmeeranrainer Italien, Spanien und Portugal. Sie sind am Markt die üblichen Verdächtigen, wenn es um zu hohe Schulden geht.
Hingegen warnt Michael Hüther, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), vor Entwicklungen, wie sie sich gerade in Frankreich ankündigen. „Das größte Risiko für die Eurozone scheint mir die Reformunfähigkeit und die politische Destabilisierung in Frankreich zu sein. Die Forderungen aus Paris, die Fiskalkriterien aufzugeben lässt nichts Gutes erwarten“, erklärte Hüther gegenüber den Funke-Zeitungen.
Vor diesem Hintergrund steht die Europäische Zentralbank vor einem Dilemma. Sie muss einerseits die Inflation entschieden bekämpfen. Andererseits wird Christine Lagarde ähnlich wie Mario Draghi 2012 einen Zerfall der Eurozone nicht zulassen wollen. Damit besteht die Gefahr, dass im Zweifelsfall der Bestand des Euros ein höheres Gewicht haben wird als eine Bewahrung der Kaufkraft. Für die Bürger der Eurozone und ihre Ersparnisse verheißt das allerdings nichts gutes.