Im Rohstoffsektor könnten die Weichen derzeit neu gestellt werden, denn mit dem Einstieg Saudi-Arabiens beim brasilianischen Branchenriesen Vale betritt ein neues Schwergewicht die Szene. Das erinnert ein wenig an die Jahre 2001 bis 2003, als die Anleger überrascht waren, dass die westlichen Staaten zwar in eine kräftige Rezession abrutschten, die Rohstoffpreise allerdings unter dieser nicht wie sonst üblich litten und deutlich nachgaben.
Der Grund für diese überraschende Entwicklung war China, das sich immer mehr zu einem großen Verbraucher von Rohstoffen entwickelte. Schnell erkannten die Chinesen, dass ein gesicherter Zugang zu den Rohstoffen für sie und ihre Industrie überlebenswichtig war. Aus diesem Grund hat sich die Volksrepublik in den letzten 15 Jahren nicht nur zu einem großen Abnehmer für nahezu jeden Rohstoff entwickelt, sondern ist auch dazu übergegangen, zentrale Projekte entweder gleich selbst aufzukaufen oder sie zumindest zu finanzieren und sich über die dazugehörenden Abnahmeverträge einen dauerhaften Zugang zu diesen Rohstoffen zu sichern.
Da viele westliche Investoren in den vergangenen beiden Dekaden Investments im Rohstoffsektor nicht allzu euphorisch gegenüberstanden, hat sich die Bergbauindustrie notgedrungen der von den Chinesen angebotenen Gelder gerne bedient und ihre Projekte mit ihrer Hilfe weiterentwickelt.
In den letzten Jahren haben die politischen Spannungen jedoch zugenommen. Vor allem die USA sehen in China heute primär einen geopolitischen Konkurrenten und verstärken daher ihren Druck auf die Bergbauindustrie, sich nach anderen Finanzquellen umzusehen.
Der Rohstoffmarkt kommt in Bewegung
In das daraus entstehende Vakuum können die Saudis nun relativ bequem vorstoßen. Sie haben zur Verwaltung der Vale-Anteile Manara Minerals gegründet, ein Joint Venture, dass der saudische Staatsfonds und die Minengesellschaft des Landes gemeinsam finanzieren. Zu erwarten ist, dass früher oder später weitere Anteile bzw. weitere Gesellschaften hinzukommen werden.
Ein solcher Schritt liegt nahe, denn Saudi-Arabien will vom Öl unabhängiger werden und ist deshalb bestrebt, eine metallverarbeitende Industrie aufzubauen. Für die Bergbauunternehmen ist das Land damit sowohl als finanzstarker Partner wie auch als potentieller Abnehmer von großem Interesse.
Allerdings hat Saudi-Arabien vor dem Vale-Deal noch keine größeren Käufe im Rohstoffbereich getätigt. Doch was noch nicht ist, kann recht schnell werden, denn vor den Saudis ist bereits Katar tätig geworden und hat sich zu einem wichtigen Geldgeber von Glencore aufgeschwungen. Diesen Beispielen könnten auch andere finanzkräftige Staaten aus der Golfregion schon bald folgen.