Bemerkung der Woche: Ein Fehler, der aufzeigt, wie angeschlagen die Vormachtstellung des US-Dollars ist

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit heute auf eine kleine technische Panne richten, die im Oktober 2023 für erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt hat. Im Mittelpunkt standen dabei die regelmäßigen Auktionen für US-Staatsanleihen und eine chinesische Geschäftsbank.

Die chinesische Geschäftsbank hatte ursprünglich die Absicht, an der Versteigerung der US-Staatsanleihen teilnehmen zu wollen. Sie vermochte aber nicht mitzubieten, weil ein technisches Problem vorlag, das kurzfristig nicht behoben werden konnte. So fiel diese chinesische Bank als Bieterin aus und die Versteigerung wurde ohne ihre Beteiligung vollzogen.

Damals lag der Zinssatz für die US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit bei 4,75 Prozent, also nur geringfügig höher als heute. Als der Markt jedoch das Fehlen der chinesischen Bank bemerkte, stiegen die Zinsen sogleich an. Die Rendite kletterte auf fünf Prozent, die US-Aktienmärkten beschleunigten ihre Talfahrt und ließen den S&P500-Index mit den 500 wichtigsten und größten US-Unternehmen auf unter 4.000 Punkte absinken.

Ausweitung der US-Schulden: Von Zurückhaltung keine Spur

Damals stieg die US-Staatsverschuldung zwar schon seit geraumer Zeit dynamisch an, sie war aber noch nicht auf dem hohen Niveau angekommen, das wir heute bereits erreicht haben. Sollten sich die Prognosen der Experten bewahrheiten, wird die US-Staatsverschuldung Ende Dezember 2024 bei 124% des Bruttoinlandsprodukts liegen.

Bis 2054 soll dieser Wert auf 180% ansteigen, womit die USA bald griechische und japanische Verhältnisse erreicht hätten. Wobei der große Unterschied zu Griechenland darin besteht, dass die USA als Wirtschafts- und politische Führungsmacht nicht so klein und unbedeutend sind wie es Griechenland ist.

Der große Unterschied zu Japan besteht hingegen darin, dass sich das Reich der aufgehenden Sonne hauptsächlich bei der eigenen Bevölkerung verschuldet hat, während die USA und Griechenland überwiegend ausländische Gläubiger zu bedienen haben. Diese kann man nicht über eine kurzfristig verfügte neue Steuer einfach zur Kasse bitten, sondern der Staat muss an dieser Stelle seinen Schuldendienst leisten, ansonsten droht der Staatsbankrott.

Die kleine Episode aus dem Herbst des vergangenen Jahres macht damit deutlich, wie verletzlich inzwischen auch die USA als wichtiger internationaler Schuldner geworden sind. Wir werden uns morgen dieser Frage aus einer anderen Perspektive noch einmal nähern.