Dieses Ungleichgewicht spricht Bände

Viele Technologieaktien mussten in den letzten Wochen deutliche Kursverluste hinnehmen und so mancher Anleger fragt sich bereits, ob ähnlich wie in den Jahren unmittelbar nach der Jahrtausendwende erneut eine Börsenblase zu platzen beginnt. Die Sorge ist nicht unbegründet, denn wenn es an der Börse eine Gewissheit gibt, dann die, dass nichts ewig steigen kann.

Zu ihr gehört dann zwangsläufig auch die Erkenntnis, dass, was hoch steigt oder besser gesagt zu hoch steigt, anschließend auch Gefahr läuft, wieder tief zu fallen. Die Sorge der vor allem in die Technologieaktien investierten Anleger ist daher mehr als verständlich.

Sucht man nach einem Namen für den jüngsten Boom, so drängt sich unwillkürlich der von NVIDIA auf. Keine andere Firma weist derzeit einen höheren Börsenwert auf und kein anderes Unternehmen wurde in den vergangenen Monaten so stark mit dem KI-Boom identifiziert wie NVIDIA.

Im Vergleich zu BHP lehnen sich die Anleger bei NVIDIA derzeit sehr weit aus dem Fenster

Ist die Bewertung, die NVIDIA an der Börse zugebilligt wird, berechtigt? Deutliche Zweifel an einem klaren Ja als Antwort kommen schnell auf, wenn man NVIDIA mit BHP, dem größten Rohstoffproduzenten der Welt, vergleicht. Wird der Blick allein auf die Barmittel gelenkt, die NVIDIA oder BHP auf ihren Konten zur Verfügung haben, so ist BHP der klare Gewinner, denn NVIDIA hat lediglich 0,6 mal so viel frei verfügbares Kapital auf der hohen Kante wie BHP.

Besser sieht es für NVIDIA aus, wenn die Gewinne betrachtet werden. Beim Nettoeinkommen weist NVIDIA einen 1,5 mal so hohen Wert auf wie BHP und beim operativen Einkommen erhöht sich dieser Vorteil leicht auf 1,6. Wird allerdings der ausgewiesene Gewinn der beiden Giganten verglichen, so schmilzt der Vorteil für NVIDIA lediglich auf den Faktor 1,1 zusammen.

Damit hat NVIDIA gegenüber BHP zwar gewisse Vorteile, extrem ist der Unterschied jedoch nicht. Extrem wird es erst, wenn auch die Bewertung an der Börse mit in den Blick genommen wird, denn die Anleger billigen NVIDIA einen 22,7 mal so hohen Börsenwert zu wie BHP und das bei Gewinnen, die nur 1,1 mal so hoch sind.

Damit wird deutlich, dass bei NVIDIA bereits sehr viel vielleicht sogar viel zu viel Zukunftsmusik in den aktuellen Kurs eingepreist ist. Sollte dieses Missverhältnis den Anlegern eines Tages nicht mehr behagen, müsste der BHP-Kurs entweder sehr stark steigen oder die Bewertung von NVIDIA deutlich zurückkommen.

Wahrscheinlich werden wir eine Entwicklung erleben, die beide Komponenten beinhaltet, sodass die Frage nur noch ist, ob BHP schneller steigt als NVIDIA fällt oder umgekehrt.