Die unterbrochenen Lieferketten der Corona-Zeit haben uns schmerzlich gelehrt, was es bedeutet, wenn dringend benötigte Rohstoffe oder Vorprodukte nicht zur Verfügung stehen. Seitdem steht nicht nur bei der Industrie eine größere Vorratshaltung wieder höher im Kurs. Auch die Staaten sind aufgewacht, denn sie haben erkannt, dass die gesicherte Versorgung mit kritischen Rohstoffen für ihre Industrie existentiell ist.
Kommt die Rede auf die kritischen Rohstoffe, denken viele zunächst an Lithium, Nickel oder Kobalt, die für die Batterieherstellung benötigt werden. Manchen kommen auch weniger bekannte Rohstoffe wie das Magnesium oder das Germanium in den Sinn. Nur recht selten genannt wird in diesem Zusammenhang jedoch das Antimon. Zu Unrecht, denn dieser Rohstoff ist nicht nur unabdingbar für viele Produktionsprozesse. Auch seine Herkunft kann für die westlichen Länder schnell zu einem Problem werden.
In den USA wurde diese Herausforderung bereits erkannt, denn die US-Behörden haben das Antimon längst als kritisches und strategisches Mineral für die US-Wirtschaft und die nationalen Sicherheitsinteressen eingestuft. Antimon ist somit nicht über irgendein Element, von dem man hin und wieder mal im Chemieunterricht gehört hat, sondern ein Rohstoff, den die USA dringend benötigen jedoch im eigenen Land nicht produzieren.
Ein existentiell wichtiger Rohstoff für viele Wirtschaftszweige
Dass es bei der Antimon-Frage für die USA nicht um irgendein vergleichsweise unwichtiges Mineral geht, wird schlagartig deutlich, sobald die Einsatzfelder und die Herkunftsländer des benötigten Antimons in den Blick genommen werden. Bei der Verwendung dürften gerade in den USA die Alarmglocken schnell und laut läuten, denn stolze acht Prozent des Verbrauchs gehen auf die Waffenindustrie und den Verteidigungssektor zurück. Und dass dieser Wirtschaftsbereich gerade für die USA eine elementare Bedeutung hat, dürfte allgemein anerkannt sein.
Aber auch die übrigen Einsatzbereiche lassen schnell erkennen, wie zentral die Stellung des Antimons ist. Hohe 35 Prozent der Nachfrage kommen aus dem Sektor Brandschutz und Feuerreduzierung, weitere 29 Prozent aus den Sektoren Energie und Transport. Auch für die Chemische Industrie, die für 16 Prozent der Nachfrage steht, ist das Antimon ein unverzichtbarer Bestandteil der zur Produktion notwendigen Rohstoffe.
Die Versorgungslage ist für Sicherheitspolitiker ein wahrer Albtraum
Richtig erschrecken dürften insbesondere die US-amerikanischen Geopolitiker, wenn sie sich eine Weltkarte mit den aktuellen Produktionsstandorten für Antimon anschauen. Die USA gehen mit einem Anteil von null Prozent vollkommen leer aus und selbst in den befreundeten Ländern Australien und Türkei ist die Produktion so gering, dass der Anteil an der Weltjahresförderung nur bei lediglich vier bzw. einem Prozent liegt. Hingegen kommen 18 Prozent der globalen Jahresproduktion derzeit aus Russland und stolze 54 Prozent aus der Volksrepublik China.
Ob diese Länder im Fall von Konflikten bereit sein werden, den Westen im Allgemeinen und die USA im Besonderen auch weiterhin mit dem für die Waffenindustrie wichtigen Antimon zu versorgen, dürfte eine sehr interessante Frage sein. Egal, wie diese Frage beantwortet wird: Ruhiger schlafen werden die verantwortlichen Politiker in Washington vermutlich, wenn sie wüssten, dass sie auf eine stabile einheimische Antimon-Produktion zurückgreifen könnten. Deshalb wird derzeit gerade an dieser Stelle angesetzt und die Suche nach neuen Antimonvorkommen intensiviert.