Schon jetzt besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Nachfrage nach Kupfer und seinem Angebot. Dieses Missverhältnis wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, denn mit der Wende hin zur Elektromobilität in den Industrieländern und der zunehmenden Elektrifizierung der Entwicklungsländer werden sich zwei starke Trends fortsetzen, die einen sehr hohen Kupferverbrauch bedingen.
Experten rechnen damit, dass in den nächsten 28 Jahren 700 Millionen Tonnen Kupfer benötigt werden. Das ist die gleiche Menge an Kupfer, welche die Menschen in den letzten 5.000 Jahren abgebaut haben. Das klingt im ersten Moment danach, als sei derzeit das größte Problem, all diese Lagerstätten zu finden.
Doch die Realität ist eine andere, denn die Lagerstätten sind bekannt. Aber es fehlt der Wille, sie zielstrebig zu entwickeln. Besonders problematisch ist derzeit, dass die Anleger die Entwicklung von Kupferprojekten nicht mehr finanzieren wollen, denn kurzfristig werden eine Rezession und damit ein geringerer Verkauf von Kupfer erwartet.
Allerdings drängt die Zeit, denn eine Kupfermine entwickelt man nicht mal eben in ein bis zwei Jahren. Im Durchschnitt benötigt die Branche 16 Jahre, um ein neues Kupferprojekt in Produktion zu bringen. Bei größeren Projekten – und von denen benötigt die Menschheit einige – werden 16 Jahre gewiss nicht reichen.
Der Run auf die großen Kupferlagerstätten wird schon bald beginnen
Die Zeit drängt somit, denn ab Mitte der 2020er Jahre wird am Markt ein beständig steigendes Kupferdefizit erwartet. Doch dieses Defizit haben die Anleger noch nicht im Blick. Sie fürchten sich vielmehr vor einer Rezession und dem Geschehen in China. Wobei hier insbesondere der Immobilienmarkt im Mittelpunkt des Interesses steht.
Gestiegen ist die Kupfernachfrage in den letzten beiden Dekaden vor allem durch die Entwicklung in China. Heute wird jede zweite geförderte Tonne Kupfer in das Reich der Mitte geliefert. Wobei der heißgelaufene chinesische Immobilienmarkt ein Fünftel der chinesischen und damit ein Zehntel der globalen Nachfrage ausmacht.
Sein Zusammenbruch wird derzeit von den Investoren gefürchtet, deshalb standen das Kupfer als Rohstoff, aber auch die Aktien seiner Produzenten in den vergangenen Monaten weit oben auf den Verkaufslisten der Anleger. Kurzfristig dürften dieser Pessimismus und die mit ihm verbundene Ignoranz der Anleger bestimmend bleiben.
Es ist allerdings zu erwarten, dass die Anleger dabei wieder einmal viel zu kurz denken. Denn jede Investition, die heute aus Angst vor möglichen Rezessionen und Krisen unterbleibt, verzögert die Entwicklung und Inbetriebnahme von neuen Kupferprojekten. Damit wird schon jetzt am Horizont sichtbar, dass das ohnehin für die zweite Hälfte der laufenden Dekade erwartete Defizit nur noch größer ausfällt.