aus Erfahrung wissen wir, dass die Krisen am gefährlichsten sind, die keiner kommen sieht. Auf eine solche möchte ich Sie heute aufmerksam machen. Es ist die Rückkehr der Schulden- und Bankenkrise. Oberflächlich betrachtet ist derzeit alles im Lot. Die Aufmerksamkeit der Medien konzentriert sich wahlweise entweder auf den Krieg in der Ukraine oder die Kämpfe im Gazastreifen.
Aber von der bedrohlichen Lage an den internationalen Anleihemärkten haben Sie vermutlich noch nicht viel gehört und gelesen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die verantwortlichen Protagonisten wünschen sich derzeit alles, nur keine mediale Aufmerksamkeit. Die würde nämlich alle Welt schnell erkennen lassen, wie brandgefährlich die Situation ist.
Ein wesentlicher Grund dafür, dass die heutige Lage wesentlich gefährlicher ist als die vor rund einem Jahr ist das Zinsniveau. Es ist deutlich angestiegen. Steigen die Zinsen, so fallen am Anleihenmarkt automatisch die Kurse der alten Anleihen, denn es gibt heute Bonds, die einen höheren Zinssatz aufweisen als die Anleihen, die vor einem, vor zwei oder vor drei Jahren emittiert wurden.
Eine Lösung wären nur extrem niedrige Zinsen
Die Händler an den Anleihemärkten bewerten allerdings prinzipiell alle Anleihen eines Schuldners so, dass sie die gleiche Rendite abwerfen. Das heißt, damit eine alte US-Staatsanleihe, die nur zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent ausgegeben wurde, am Markt genauso attraktiv ist wie eine Staatsanleihe, die jetzt zu 5,0 Prozent emittiert wird, muss der Kurs der alten Anleihe sinken.
So weit, so normal. Nicht normal war jedoch, dass die Kurse der Anleihen in der Phase der niedrigen und negativen Zinsen bis in den Bereich von 160 bis 165 angestiegen waren. Zu diesen Kursen haben viele Banken die als sicher geltenden Staatsanleihen gekauft und auch heute noch in ihren Büchern stehen. Aktuell notieren viele dieser Papiere jedoch zu Kursen weit unter 100. Abwarten und die Anleihe bei Fälligkeit vom Schuldner zurückzahlen zu lassen, hilft zwar aber nur ein wenig. Denn zurückgezahlt wird die Anleihe zu ihrem Nennwert, also zu einem Kurs von 100.
Nun können Sie selbst rechnen: Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Bank und haben irgendwann zwischen 2015 und 2022 eine Staatsanleihe zu einem Kurs von 150 gekauft, also statt 1.000 US-Dollar 1.500 für die Anleihe bezahlt. Ihr aktueller Wert liegt nur bei 90, was Ihnen bei einem sofortigen Verkauf lediglich 900 US-Dollar einbringen würde und wenn Sie bis zur Fälligkeit warten – wann immer dieser Zeitpunkt erreicht sein mag – erhalten Sie trotzdem nur 1.000 US-Dollar.
Jetzt stellen Sie sich bitte noch vor, dass Sie als Bank nicht wie ein Kleinanleger nur 1.000 oder 10.000 US-Dollar in die Anleihe investiert haben sondern Millionen oder Milliarden. Dann haben Sie eine gute Vorstellung davon, welche Zeitbomben gerade in den Bilanzen der Banken schlummern.