Die Worte höre ich wohl, allein der Glaube fehlt

„Der Glanz von Gold stellt andere Asset-Klassen in den Schatten“, titelten Anfang Oktober die Rohstoffexperten der Commerzbank und wiesen darauf hin, dass das Gold mit einem Plus von knapp 30 Prozent seit Jahresbeginn fast alle anderen Anlageklassen deutlich hinter sich gelassen hat. Lediglich der Bitcoin kann zu diesem Zeitpunkt des Jahres mit einem Anstieg von rund 50 Prozent eine noch bessere Performance vorweisen.

Für das Gold waren die ersten neun Monate des Jahres die besten der letzten 14 Jahre. Das gelbe Metall profitiert dabei von seiner klassischen Rolle als eine wertstabile Anlage. Sie kommt gerade dann besonders deutlich zum Tragen, wenn Inflation und andere Unsicherheiten die Anleger zunehmend verunsichern.

Seine Stärke spielt das Gold dabei nicht nur gegenüber dem US-Dollar aus. Auch in zahlreichen anderen Währungen wie dem Euro, dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken in Europa oder der indischen Rupie und dem chinesischen Yuan in Asien notiert das Gold auf Rekordniveau. Damit wird deutlich, dass derzeit nicht das Gold so stark, sondern alle anderen Währungen extrem schwach sind.

Keine Goldpreiserhöhung in 2025!?

Für die im September gestartete jüngste Rallye war die Zinssenkung der US-Notenbank der entscheidende Auslöser. Sie fiel mit 50 Basispunkten höher aus als es zunächst erwartet worden war. Jerome Powell versuchte zwar auf der anschließenden Pressekonferenz, die Erwartungen an weitere Zinssenkungen in diesem Ausmaß zu dämpfen, doch der Markt ignorierte die Mahnungen des FED-Chefs und rechnet nun damit, dass die US-Zinsen bis zum Jahresende noch um weitere 75 Basispunkte sinken werden. Dies entspricht einer größeren und einer normalen Zinssenkung um 25 Basispunkte auf den beiden in diesem Jahr noch ausstehenden Sitzungen der Federal Reserve Bank.

Im nächsten Jahr – so zumindest die Markterwartungen unmittelbar nach der FED-Entscheidung – sollte sich diese Politik der aggressiven Zinssenkungen weiter fortsetzen. Inzwischen ist an dieser Stelle als Folge des jüngsten Arbeitsmarktberichts wieder etwas mehr Zurückhaltung eingekehrt, denn für 2025 werden von der Masse der Marktteilnehmer nur noch zwei Zinsschritte a jeweils 25 Basispunkte erwartet. Obwohl die Zinshoffnungen der Anleger damit deutlich zurückgenommen wurden, zeigte der Goldmarkt kein Zeichen von Schwäche.

Dies führen die Experten der Commerzbank auf die anhaltenden politischen Spannungen im Nahen Osten zurück. Mit Blick auf die Zinsen erwarten sie deshalb kein weiteres Aufwärtspotential für den Goldpreis und bekräftigen ihre auf 2.600 US-Dollar je Feinunze angehobene Prognose für 2024. Für Ende 2025 wird ebenfalls ein Goldpreis von 2.600 US-Dollar erwartet. Letzteres stellt eine sehr interessante Prognose dar, denn sie unterstellt, dass sich der Goldpreis vor allem an den Zinsen orientieren wird und die Staatsverschuldung in den USA aber auch in den anderen wichtigen Industrie- und Schwellenländern nicht weiter steigen wird. Dies zu behaupten, wäre allerdings eine sehr gewagte These, die mir als sehr unwahrscheinlich erscheint.