Seitdem die existenzbedrohenden Probleme einiger Banken im Frühjahr offenkundig wurden, kannte der Goldpreis kein Halten mehr und stieg kräftig an. Doch kurz bevor das Allzeithoch erreicht werden konnte, ging den Käufern knapp unterhalb der Marke von 2.050 US-Dollar je Feinunze zunächst die Luft aus.
Seitdem korrigiert der Preis des gelben Edelmetalls und wie beim Gold durchaus üblich fielen die Abschläge wieder recht hoch aus. Dass die Trader früher oder später Kasse machen und ihre Positionen schließen würden, war abzusehen. Doch während viele kurzfristig orientierte Marktteilnehmer in der letzten Woche ihre Buchgewinne in reale Gewinne wandeln wollten, zeigen sich derzeit auch die längerfristig agierenden Marktteilnehmer verunsichert.
Sie sind sich nicht darüber im Klaren, wie es ab Mai mit der Geldpolitik der US-Notenbank weitergehen wird. Die Unsicherheit ist verständlich, denn aus der Federal Reserve Bank selbst dringen höchst unterschiedliche Stimmen zu den Anlegern.
Die Unsicherheit über die Geldpolitik in den USA könnte noch bis in den Mai anhalten
So sprach sich James Bullard, der Präsident der FED in St. Louis, in dieser Woche am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters für weitere Zinserhöhungen und einen Anstieg des US-Leitzinses bis in den Bereich von 5,50 bis 5,75 Prozent aus.
Auf der Gegenseite erklärte Raphael Bostic, der Präsident der Atlanta-FED, dass es angemessen sei, nach der nächsten Zinsanhebung um weitere 25 Basispunkte im Mai eine Pause einzulegen. Er hält es für ausreichend, wenn die Zinsspanne in den USA zunächst im Bereich von 5,00 bis 5,25 Prozent verharrt. Seiner Meinung nach sollte die FED zunächst abwarten, ob die Inflationsrate wieder in den gewünschten Bereich von zwei Prozent zurückkehrt.
Kurzfristig bestärkten diese Reden die Anleger in ihrer abwartenden Haltung. Ein Beinbruch ist die kurzfristige Schwäche für die langfristig orientierten Anleger jedoch nicht, denn einerseits wird jeder Aufwärtstrend immer wieder von abwärtsgerichteten Korrekturen unterbrochen. Auf der anderen Seite lösen sich die Schwierigkeiten der Banken und des Finanzsystems nicht einfach über Nacht auf, nur weil die US-Notenbank beschließt, ihren Leitzins vorerst nicht weiter zu erhöhen.