Am Wochenende haben sich die Grünen auf ihrem Parteitag entschieden, am Atomausstieg festzuhalten und Deutschlands letzte verbliebene Kernkraftwerke so schnell wie möglich in Rente zu schicken. Damit dieser Plan von anderen, etwa dem Koalitionspartner FDP, auch nicht mehr torpediert werden kann, wurde der Neukauf von Brennelementen als eine rote Linie definiert.
An ihrer Ideologie haben die Grünen damit festgehalten und einen klaren Blick auf die Realität verweigert. Denn was soll sich in der Energiefrage nach dem Winter wesentlich anders darstellen als jetzt vor dem Winter? Ist etwa zu erwarten, dass es im Frühjahr, wenn die letzten Atommeiler endgültig vom Netz gehen sollen, plötzlich billiges Gas im Überfluss gibt?
Vermutlich nicht und vielleicht sollten die Grünen deshalb auch einmal einen Blick über die deutschen Landesgrenzen hinweg wagen. Vielleicht über die Ostsee nach Schweden. Dort verabschieden sich Regierung und Bevölkerung gerade von der Energiewende und beschließen, neue Kernkraftwerke zu bauen. Interessant wäre an dieser Stelle deshalb, einmal nach dem Grund für diese Kehrtwende zu fragen.
Wenn die Illusion stärker ist als der Blick auf die Realität
Nun, die Gründe sind in Schweden nahezu die selben wie hierzulande. Die Sonne scheint im hohen Norden im Winter noch seltener als in Mitteleuropa und der Wind weht auch in Skandinavien so unzuverlässig, dass es nicht möglich ist, die Stromversorgung eines Industrielandes allein auf den regenerativen Energiequellen Wind und Sonne aufzubauen.
Die Schweden scheinen aber anders als die Deutschen noch gewillt, ihren Status als Industrienation bewahren zu wollen. In Deutschland entfernt man sich von diesem Gedanken immer mehr. Den Grünen war die Industrie nie ganz geheuer. Deshalb wird man ihr auch kaum eine Träne nachweinen, wenn sie demnächst zu Grabe getragen wird.
Den übrigen Deutschen sollte die Basis ihres Wohlstands allerdings nicht egal sein. Die Generation, die Trümmerwüste des Dritten Reiches wieder aufgebaut hat, wusste, dass ein höherer Wohlstand eine Spätfolge von Fleiß, Engagement und Anstrengung ist und handelte danach. Diese unangenehme Wahrheit ist uns heute fremd geworden.
Lieber der Illusion des Geldes folgen als hart für den eigenen Wohlstand zu arbeiten
Unsere Zeit gefällt sich darin, nicht echten Wohlstand zu schaffen, sondern begnügt sich mit einer Wohlstandsillusion, die dafür sorgt, dass immer mehr Geld geschaffen wird, dem keine wirtschaftliche Leistung gegenübersteht. Wohin das führen kann, zeigte die deutsche Geschichte vor exakt 100 Jahren.
Damals war die Nation auf dem Weg dahin, nur noch aus Milliardären zu bestehen. Das Leben muss toll gewesen sein, als jeder so reich war und täglich, ohne mit der Wimper zu zucken, Milliarden unter das Volk brachte. Dumm nur, dass die sogenannten Goldenen 20er Jahre erst begannen, nachdem man wieder eine nicht von der Inflation zerfressene stabile Währung hatte.