Der der französischen Kaiserin Marie Antoinette zugeschriebene Ausspruch: „Esst doch Kuchen, wenn ihr kein Brot habt“, gilt heute als nicht nur als Zeichen für die Ignoranz der Herrschenden gegenüber den Nöten des einfachen Volkes, sondern auch als eine Warnung davor, dass es die Regierenden leicht real oder bildlich den Kopf kosten kann, wenn Hungersnöte bzw. explodierende Lebensmittelpreise das Volk auf die Barrikaden treiben.
Dass die Zeichen durchaus auf Sturm stehen könnten, wird derzeit bereits im Ansatz deutlich, denn der Getreidemarkt steht nicht erst seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine massiv unter Druck. Beide Kriegsparteien sind wichtige Exporteure für Getreide und Düngemittel.
Verteuern sich Letztere haben die Bauern im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Die erste ist, sie verzichten auf den Kauf des teureren Düngers und akzeptieren eine geringere Ernte. Dies wird am langen Ende für die Verbraucher aufgrund des verknappten Angebots zu deutlich höheren Preisen führen.
Auch die zweite Möglichkeit hat diese Konsequenz, denn die meisten Landwirte werden gar keine andere Wahl haben, als die höheren Preise, die sie für Düngemittel bezahlen müssen, an die Endverbraucher weiterzugeben.
Der Kampf um das Getreide der Welt wird über den Preis ausgetragen
Für die Welt kommen der Krieg in der Ukraine und die Folgen, die er mit sich bringt, zur Unzeit, denn auch in anderen Teilen der Welt ist die Lage angespannt. Dafür verantwortlich sind verschiedene Faktoren, auf die der Mensch teilweise überhaupt keinen Einfluss hat.
In China und Brasilien spielt beispielsweise das Wetter nicht mit. Während Brasilien derzeit bereits eine deutlich schwächere Ernte einfährt, muss China damit rechnen, im Sommer das Gleiche zu erleben. Schuld sind anhaltende Regenfälle. Sie führen dazu, dass das chinesische Landwirtschaftsministerium für dieses Jahr mit der schlechtesten Winterweizenernte der jüngeren Geschichte rechnet.
Der massive Preisdruck, der dadurch auf den Weizenpreis entstehen wird, ist nicht zu unterschätzen. Schon in normalen Erntejahren ist China der größte Weizenimporteur. Nun muss bei möglicherweise stark sinkendem Angebot durch den Krieg in der Ukraine noch mehr Weizen importiert werden als in normalen Jahren.
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat errechnet, dass die chinesischen Weizenimporte in diesem Jahr um 50 Prozent über dem Durchschnitt der letzten drei Jahre liegen könnten.