Zum dritten Mal in Folge hat die US-Notenbank am Mittwoch ihren Leitzins um 75 Basispunkte, also 0,75 Prozentpunkte, erhöht. Eine abermalige Erhöhung der Zinsen in dieser Größenordnung war im Vorfeld erwartet worden und so stellt der Zinsschritt der Federal Reserve Bank vordergründig keine ungewöhnliche Entscheidung dar.
Dennoch ist das Tempo der amerikanischen Zentralbank inzwischen so hoch, dass es sich lohnt, ein wenig zurückzuschauen, um das ganze Ausmaß der Veränderungen in den Blick zu nehmen. Die erste Zinserhöhung in die USA wurde im März vorgenommen. Damals stiegen die Zinsen noch um lediglich 25 Basispunkte.
Es war die erste Zinserhöhung seit dem zweiten Halbjahr 2018 und auf sie folgten sehr schnell nicht nur weitere Zinserhöhungen, sondern immer schneller werdende Zinserhöhungen. Seit der Zusammenkunft vom Juni stieg der Zins in den USA bei jeder Sitzung jeweils um 75 Basispunkte.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Das von der US-Notenbank vorgelegte Tempo ist mittlerweile so hoch, dass sich selbst die extrem zögerliche Europäische Zentralbank, die in den Jahren zwischen 2016 und 2018 überhaupt keinen Grund sah, ihre Zinssätze zu verändern, nun schon zwei Zinsschritte vorgenommen hat und ebenfalls die Zinsen recht deutlich anhebt.
Was auf den ersten Blick aussieht wie das Zeichen einer starken Geldpolitik ist allerdings bei genauerem Hinsehen nur das Eingeständnis, dass man die Zeichen der Zeit lange Zeit völlig verschlafen hat. Es ist gerade einmal ein Jahr her, da meinten die Notenbanker weltweit noch, die damals schon recht stark steigende Inflation herunterspielen und durch sie hindurchsehen zu können.
Jetzt zeugen die Zinsschritte nur noch von Angst und Panik. Im Hintergrund steht die Angst vor einer Lohn-Preisspirale wie in den 1970er Jahren, die nicht mehr eingefangen werden kann. Berechtigt ist die Panik, die dabei an den Tag gelegt wird, durchaus, denn die Notenbanker spielen derzeit mit dem höchsten Gut, das sie noch ihren den Händen halten, dem Vertrauen der Geldbenutzer in die Stabilität des Geldes. Geht sie verloren, droht wirkliches Unheil.