Die vergangenen Wochen waren für die im Baugewerbe und in der Immobilienbranche tätigen Unternehmen keine angenehme Zeit, denn im Abstand weniger Tage haben namhafte Projektentwickler wie Development Partner, Euroboden, Centrum, die Project-Gruppe und zuletzt auch die Gerchgruppe Konkurs anmelden müssen.
Für die Branche sieht es somit momentan nicht gut aus und es ist anzunehmen, dass die kommenden Monate keine schnelle Wende bringen werden. Verantwortlich für diese pessimistische Einschätzung sind die Gründe, die zu den bisherigen Insolvenzen geführt haben. Sie sind auch weiterhin für das Marktgeschehen bestimmend.
In den vergangenen Jahren war das Immobiliengeschäft von niedrigen Zinsen und immer stärker steigenden Preisen gekennzeichnet. Die massive Inflation und die von den Zentralbanken im Jahr 2022 eingeleitete Zinswende hat dieses positive Szenario beendet.
Die fetten Jahre in der Immobilienbranche sind zunächst vorbei
Jetzt sieht sich die Branche mit steigenden Hypothekenzinsen und einem massiven Anstieg der Baupreise konfrontiert. Eine Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass viele Bauträger ihre fertigen Häuser und Eigentumswohnungen nicht mehr zu den von ihnen gewünschten Preisen verkaufen können.
Wurden die Immobilien in den vergangenen Jahren in der Regel recht schnell verkauft, weil die Nachfrage nach Betongold sehr hoch war und Finanzierungen leicht zu erhalten waren, zögern die Käufer nun. Sie können und wollen sich auch nicht mehr die hohen Preise der jüngsten Vergangenheit leisten. Negativ wirkt sich für die Immobilienentwickler ebenfalls aus, dass es inzwischen länger dauert, bis ein Projekt vollständig verkauft ist. Auch das erhöht den Zinsaufwand und zehrt damit am Gewinn.
Betroffen sind allerdings nicht nur die Immobilienentwickler, ihre Gesellschafter und Angestellten, sondern auch die Kunden und Investoren. Die Baufirmen bleiben oftmals auf nicht bezahlten Rechnungen sitzen und die Investoren müssen entweder darum bangen, ob die von ihnen erworbenen Objekte überhaupt fertiggestellt werden oder mehr Geld nachschießen, weil die im Investitionsplan vorgesehenen Kosten explodiert sind.
Weil sich an dieser Ausgangssituation kurzfristig nichts ändern wird, sind noch weitere Insolvenzen zu erwarten. Branchenkenner rechnen damit, dass bis zu 25 Prozent der Projektentwickler noch einen Insolvenzantrag stellen müssen, ehe die Krise überwunden ist.