Im Vorfeld der heute Abend stattfindenden Sitzung der US-Notenbank hatten sich die Finanzmärkte bereits seit Ende Oktober mit dem Gedanken angefreundet, dass die hohe Inflation ihren größten Schrecken inzwischen verloren habe und nun bald wieder zurückgehen werde. Jedes noch so kleine Indiz, das in diese Richtung zu weisen schien, wurde seitdem insbesondere an den Aktienmärkten mit höheren Kursen gefeiert.
Nicht so recht ins Bild zu passen, scheint allerdings der Goldpreis, denn auch dieser konnte in den letzten Wochen wieder zulegen. Warum dieser Anstieg gerade jetzt stattfindet, während die Inflation kurz davorsteht, angeblich wieder zurückzugehen, bleibt eines der „Geheimnisse“ der Finanzmärkte.
Gegen die Annahme, die Kraft der Inflation sei bereits gebrochen, sprechen auch die Daten aus der Vergangenheit. Aufhorchen lässt an dieser Stelle eine Studie, welche die Deutsche Bank erstellt hat. Sie belegt, dass die Inflation in der Geschichte immer dann zu einem hartnäckigeren Problem geworden ist, wenn die Schwelle von acht Prozent einmal überschritten wurde.
Eine Inflation über acht Prozent wird nicht so schnell wieder verschwinden
Geschah dies, dauerte es in früheren Jahren deutlich länger, bis sich die Teuerung wieder reduzierte als in jenen Phasen, in denen der Preisanstieg unterhalb der Schwelle von acht Prozent verharrt war. Zu beobachten waren in diesen Zeiten Phasen von bis zu drei Jahren mit einer anhaltend hohen Inflation.
Ein wesentlicher Grund für diese im ersten Moment überraschende Beobachtung war die Verteuerung von Dienstleistungen. In der ersten Phase einer Inflation steigen vor allem die Preise für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel. Noch nicht so stark betroffen sind die Kosten für Mieten, Löhne und Gehälter und Dienstleistungen.
Sie werden erst mit einer gewissen Verzögerung ebenfalls angehoben. Nach dieser Anhebung bleiben die Preise allerdings dauerhaft auf einem höheren Niveau. Steigen nach einer schlechten Kartoffelernte beispielsweise die Kartoffelpreise, werden im Folgejahr auch die Preise in den Restaurants ansteigen.
Doch während nach einer besseren Kartoffelernte im Folgejahr die Kartoffelpreise wieder zurückkommen, ist kaum zu erwarten, dass in den Restaurants die einmal eingeführten höheren Preise schnell wieder zurückgenommen werden. Hier wird es eher so sein, dass sich der Betreiber länger an einer höheren Marge erfreuen will.