Die größte Schwäche der Wähler ist ihre Vergesslichkeit

Erinnern Sie sich noch an das letzte Septemberwochenende des Jahres 2021? Bis zur Bundestagswahl am 26. September verblieben nur noch wenige Stunden und in den Wochen vor der Wahl hatte man sich an allerlei bunte Plakate zur Wahl gewöhnt. Ihre Slogan klingen aus heutiger Sicht wie eine reine Verhöhnung. Manche sogar wie eine offene Kampfansage. Ein paar Beispiele gefällig?

Olaf Scholz wurde uns von der SPD damals als „Kanzler für bezahlbares Wohnen“ schmackhaft gemacht. Wer daran zweifelte, dem wurde noch ein beherztes „Scholz packt das an. SPD.De“ entgegengeschleudert. Auch die Grünen hatten ein großes Herz für die Mieter und titelten: „Damit nach der Miete noch was bleibt. Von hier an Grün.“

Man muss den heutigen Regierungsparteien jedoch zugutehalten, dass nur vom bezahlbaren Wohnen die Rede war, nicht vom Wohnen im Warmen und auch bei Flaute und Dunkelheit mit Strom. Und wenn nach der Miete noch „was“ übrigbleiben sollte, so kann auch heute niemand behaupten, dass auf den damaligen Plakaten das Wort „viel“ gestanden hätte.

„ERLEBE DEIN GRÜNES WIRTSCHAFTSWUNDER“

Nachdenklich werden dürften viele Deutsche heute auch, wenn ihre Blicke wieder auf ein Plakat der Grünen fallen würde. Es zeigte hemdsärmlig und ein wenig im Aufbruch befindlich den heutigen Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck und leicht abwesend zur Seite blickend die aktuelle Außenministerin Annalena Baerbock. Vor ihnen mit leuchtend weißer Schrift die Parole: „Klimaschutz mit Wirkung: sichere Arbeitsplätze. Bereit weil ihr es seid.“

Ob die Deutschen zu dem, was dann seit dem 8. Dezember 2021 kam, wirklich bereit waren und es immer noch sind, ist eine höchst interessante Frage. Aber auch die FDP wartete im Wahlkampf mit Slogan auf, die aus heutiger Sicht nur wie eine versteckte Drohung wirken können. Oder wie wirkt die Christian Lindner an die Seite gestellte Forderung „Wie es ist, darf es nicht bleiben“ heute auf Sie?

Der geneigte FDP-Wähler und nicht nur dieser darf sich heute die Frage stellen, was wohl gemeint war. War es nur die damals schon recht hohe aber immer noch deutlich niedrigere Inflation? War die warme Wohnung gemeint oder die sichere Versorgung mit Brot und Brötchen? Oder sollte mit dem Plakat einfach nur ausgedrückt werden, dass man beabsichtigt hat, die gesamte Welt eines ganz normalen Bürgers einmal gründlich auf den Kopf zu stellen?