Für jedes Land ist die Entwicklung, die seine Wirtschaft nimmt, von entscheidender Bedeutung. Dies gilt auch für Deutschland, das derzeit mit einer strukturellen Wachstumsschwäche kämpft, während das Land gleichzeitig von einer Rezession und einer immer noch recht hohen Inflation getroffen wird.
Die Folge ist ein Verlust von Wohlstand quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Rentner sind von ihm ebenso betroffen, wie normale Beschäftigte und Vermögensmillionäre. Nicht einheitlich ist jedoch die Art und Weise und die Ausprägung mit der die einzelnen Gruppen vom Wohlstandsverlust getroffen werden.
Besonders intensiv spüren die Bezieher kleiner Renten und niedriger Einkommen den Kaufkraftverlust ihres Geldes durch die Inflation, denn sie geben einen höheren Anteil ihres Einkommens für den Kauf von Nahrungsmittel und die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse aus.
Der Wohlstandsgewinn der letzten vier Jahre ging verloren
Zwar werden von dieser Gruppe bevorzugt günstige Alltagsgüter gekauft, doch auch diese haben im Preis in den vergangenen Monaten stark angezogen. Reserven sind in vielen Haushalten nicht oder nicht im großen Stil vorhanden, denn diese Gruppe besitzt keine Aktien und überwiegend auch keine Immobilien.
Nicht von der Hand in den Mund leben die Bezieher höherer Einkommen. Doch auch sie erlitten im letzten Jahr Wohlstandsverluste, denn ihre Einkommen stiegen lediglich um durchschnittlich 5,6 Prozent, während die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum um 8,3 Prozent zugelegt haben. Damit bleibt unter dem Strich ein deutliches Minus beim Reallohn.
Professor Bert Rürup, einst Chef der Wirtschaftsweisen und heute Präsident des Handelsblatt Research Instituts, hat errechnet, dass ein Durchschnittsverdiener heute nur noch über die Kaufkraft des Jahres 2018 verfügt. Die Wohlstandsgewinne der letzten vier Jahre sind damit verloren, denn die Wohlstandsuhr der meisten Deutschen läuft derzeit rückwärts.