Eine der wichtigsten und gleichzeitig auch schmerzhaftesten Erfahrungen der Corona-Zeit ist, dass Lieferketten keine in Stein gemeißelte Sicherheit bieten, sondern sehr verletzlich sein können. Bricht die Lieferkette an einer zentralen Stelle zusammen, können wie das Beispiel der Halbleiter im vergangenen Jahr eindrucksvoll zeigte, gleich sehr viele Industriezweige und Produkte betroffen sein.
Besonders wichtig ist es deshalb gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, zu jeder Zeit über eine gesicherte und krisenfeste Versorgung mit den benötigten Rohstoffen zu verfügen. Bei vielen Rohstoffen, die gerade für die Spitzentechnologien wie die Robotik, die Batterietechnik und die Erneuerbaren Energien benötigt werden, ist das aktuell jedoch nicht der Fall.
Im Gegenteil: Es besteht oftmals eine sehr hohe Abhängigkeit von einzelnen Ländern, insbesondere von China, wie das Münchener Ifo Institut in einer im Auftrag der IHK für München und Oberbayern erstellten Studie schreibt. Die Ifo-Forscher sehen deshalb einen dringenden Handlungsbedarf insbesondere bei neuen Mineralien.
Dringender Handlungsbedarf bei neun kritischen Mineralien
„Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien, das sind Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Hier sind mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen“, fasste Lisandra Flach, Leiterin des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft, das Ergebnis der durchaus alarmierenden Studie zusammen.
Ein dringender Handlungsbedarf ist unter anderem auch deshalb gegeben, weil Störungen der Lieferketten in jedem Fall problematisch wären und neue alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden können. Auch dies ist eine Konsequenz aus den Erfahrungen sowohl der Corona-Pandemie wie auch des Kriegs in der Ukraine.
„Die sichere Rohstoffversorgung ist mit Blick auf das Gelingen der Energiewende und der Digitalisierung essenziell. Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern“, ergänzte Manfred Gößl, der Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Doch nicht nur die Unternehmen selbst sind gefordert. Gleiches gilt auch für die EU-Kommission und die Bundesregierung.