Wissen Sie noch, was sie am vergangenen Dienstag als Gemüse gegessen haben oder welche Lebensmittel Sie im April eingekauft haben und in welchen Mengen? Die meisten von uns dürften dies längst vergessen haben. Zu unwichtig sind ihnen diese Informationen schon nach kurzer Zeit.
Doch der norwegische Staat ist an diesem Wissen brennend interessiert. Er möchte in Zukunft im Detail wissen, was jeder seiner Bürger wann und in welcher Menge gekauft hat. Das berichtet der schwedische Journalist Peter Imanuelsen. Seine Recherche macht deutlich, dass der Datenhunger des norwegischen Staates groß ist.
Das alles dient natürlich nur dazu, die Statistiken noch besser zu machen. Aus diesem Grund verlangt das Staatliche Statistische Zentralbüro (SSB) in Zukunft, die Lebensmitteleinkäufe der Bürger zu erfassen. Damit der Statistik auch kein Salatkopf entgeht und die Kontrolle vollständig ist, sollen alle Zahlungen, die mit Bankomat- oder Kreditkarte gemacht werden, verfolgt und erfasst werden.
Das Staatliche Statistische Zentralbüro weiß sehr viel über jeden Norweger
Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte das SSB dafür, dass ein Volksregister entstand. Es gab jedem Menschen eine Geburtsnummer, die als eine Art Vorläufer seiner nun digitalen Identität gelten kann. Anschließend wurden fleißig Daten gesammelt. Das SSB weiß daher, schreibt Peter Imanuelsen, wo die Menschen wohnen, über wie viel Einkommen sie verfügen und bald auch, was sie wann im Supermarkt eingekauft haben.
Alle großen Lebensmittelhändler wurden deshalb bereits dazu verpflichtet, die Daten ihrer Kunden an das SSB weiterzugeben. Auch Nets, Norwegens größter Anbieter von digitalen Geldtransfers wurde verpflichtet, detaillierte Informationen über alle Transaktionen zu übermitteln.
Da inzwischen 80 Prozent der Lebensmittelhändler im Land die Dienste von Nets nutzen, ist der gläserne Bürger so gut wie erreicht, denn mit Nets werden ja nicht nur die regelmäßigen Einkäufe bezahlt. Auch in Arztpraxen und an vielen anderen Stellen im täglichen Leben kommt der Zahlungsdienstleister zum Einsatz.
Datensammeln als neues Staatshobby
Es wird um täglich um 2,4 Millionen Daten gehen. Bei rund vier Millionen Einwohnern kann sich jeder Norweger leicht ausrechnen, wann und wie oft er erfasst werden soll. Gelöscht werden sollen die Daten übrigens nicht.
Das heißt auch nach Jahrzehnten weiß der norwegische Staat immer noch, was seine Bürger übermorgen getan haben werden, denn er kennt das Datum der Transaktion, den Status der Transaktionsart, den Kartendienst, die Organisationsnummer des Unternehmens, von dem die Karte ausgestellt wurde, den Name des Unternehmens, bei dem die Karte eingesetzt wurde, natürlich auch den Name des Kartennutzers, seine Kontonummer, den bezahlter Betrag für jeden einzelnen gekauften Artikel und schließlich den bezahlten Gesamtbetrag.
Freuen wir uns also auf den Tag, an dem die Statistiker uns nachweisen können, dass unsere wiederholten Einkäufe dieser oder jener Lebensmittel wesentlich mit dazu beigetragen haben, dass wir wegen einer bestimmten Krankheit immer häufiger bei verschiedenen Ärzten vorstellig werden.
Alles unvorstellbar? Nun es gab auch Zeiten, da waren Lockdowns und eine allgemeine Impflicht für noch nicht erprobte Gentherapien unvorstellbar.