Der Krieg in der Ukraine gefährdet Chinas Wachstumsziel

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Erst vor wenigen Wochen hat Chinas Ministerpräsident Li Keqiang den Delegierten des Nationalen Volkskongresses bei der Vorlage seines Rechenschaftsberichts erklärt, dass die Regierung für dieses Jahr ein Wachstum von 5,5 Prozent anstrebe. Viele Analysten und Wirtschaftswissenschaftler zeigten sich sehr verwundert, denn ein derart hohes Wachstum ist nur zu erreichen, wenn wieder im klassischen Stil massive vom Staat finanzierte Investitionsprogramme aufgelegt werden.

Li Keqiang hielt seine Rede allerdings, bevor der russische Angriff auf die Ukraine begann. Dieser hat seitdem vieles verändert und gerade die chinesische Wirtschaft ist von diesen Änderungen massiv betroffen, denn das Reich der Mitte ist einer der größten Importeure von Rohstoffen.

Diese sind seit Kriegsbeginn deutlich teurer geworden. Das gilt nicht nur für Düngemittel und Weizen, zwei der Hauptprodukte, welche sowohl die Ukraine wie auch Russland exportieren. Sie werden auch in China dringend benötigt, denn die eigene Landwirtschaft kann die Ernährung der Bevölkerung nur zu etwa 80 Prozent abdecken. Der Rest muss importiert werden.

Explodierende Energiepreise und massiv gestörte Lieferketten

China ist von den aktuellen Turbulenzen an den Rohstoffmärkten betroffen, wie nur wenige andere Länder, denn es ist der größte Importeur von Öl und Gas, aber auch von Getreide. Angezogen haben aber auch die Preise für andere Rohstoffe, insbesondere jene für die Industriemetalle.

Im Blick sind dabei besonders die Preise für Kupfer, Nickel, Aluminium aber auch Zink. Sie stellen eine wichtige, weil unverzichtbare Komponente für den gewünschten Übergang zur Elektromobilität dar. Als Konsequenz dieser Entwicklung wird beispielsweise Chinas Elektroautohersteller BYD die Preise für Fahrzeuge zwei seiner Modellreihen um umgerechnet 472 US-Dollar erhöhen.

Dieses Geld wird den Kunden später an anderer Stelle fehlen. Das hat gravierende Folgen für den Konsum. Analysten der japanischen Großbank Nomura gehen davon aus, dass die Preisanstiege bei Öl, Gas, Kohle und Getreide zu zusätzlichen Kosten von 280 Milliarden US-Dollar in China führen könnten. Das entspricht 1,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung und ist damit kein Pappenstiel.