Bis ins Flachland hinein brachte der 1. April in vielen Teilen Deutschlands Schnee und statt wohliger Frühlingswärme kam unvermittelt die Kälte zurück. Mit ihr wurden auch sicherlich viele Heizungen wieder angefahren. In einer Situation, in der Gas teuer, die Gasspeicher relativ leer und der Energierohstoff ausgesprochen knapp ist, weil auf Gaslieferungen aus Russland verzichtet werden soll, klingt das im ersten Moment wie ein schlechter Aprilscherz.
Es ist aber die Wirklichkeit des Jahres 2022 und in diesem haben die deutschen Verbraucher die volle Wucht der Preisanstiege dieses und des letzten Jahres noch gar nicht einmal mitbekommen. Denn wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, sind die Gaspreise für die deutschen Haushalte im zweiten Halbjahr 2021 „nur“ um 6,6 Prozent gestiegen.
Ein Preisanstieg von 6,6 Prozent in einem halben Jahr bei Zinssätzen, die immer noch die Gefahr einer Deflation widerspiegeln, ist natürlich ein massiver Angriff auf die Wirtschaftskraft der Bundesbürger. Dennoch muss man beim Vergleich mit den Großhandelspreisen für Gas sagen, dass die anrollende Preislawine die deutschen Verbraucher in ihrer vollen Wucht noch nicht getroffen hat.
Bei dieser Preisstruktur wird das Energiesparen nicht begünstigt
Bestätigt wird diese Befürchtung, wenn man sich einmal anschaut, welche hohen Preisanstiege die Nicht-Haushalte, also beispielsweise Unternehmen und Behörden, zu verkraften hatten. Für sie stiegen die Gaspreise nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamts im zweiten Halbjahr 2021 um 51,8 Prozent. Bezogen wurde die Anstiege in beiden Fällen jeweils auf das Niveau vom zweiten Halbjahr 2020.
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei den Strompreisen. Sie erhöhten sich für die privaten Haushalte im zweiten Halbjahr nur um 0,8 Prozent. Auch das spiegelt den massiven Anstieg der Strompreise an der Strombörse in Leipzig nicht einmal annähernd wider. Wie beim Gas war auch beim Strom der Kostenaufschlag für die Nicht-Haushalte mit 11,8 Prozent deutlich höher.
Völlig absurd wird das Preissystem, wenn es darum geht, den Gasverbrauch zu reduzieren, damit es leichter gelingt, das russische Gas zu ersetzen. Sinnvoll wäre es an dieser Stelle, einen höheren Verbrauch preislich stärker zu belasten als einen niedrigeren. In Deutschland geschieht allerdings das Gegenteil: Wer viel verbraucht, wird begünstigt und wer weniger verbraucht bestraft.
So zahlten Privathaushalte mit einem niedrigen Jahresverbrauch von weniger als 20 Gigajoule nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit 9,06 Cent je Kilowattstunde 9,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr. Haushalte, die hingegen einen Jahresverbrauch von mehr als 200 Gigajoule hatten, bezahlten hingegen nur Preise, die um 1,7 Prozent über jenen des Vorjahres lagen, während Verbraucher zwischen 20 und 200 Gigajoule einen Anstieg von 7,0 % Prozent zu verkraften hatten.