Das Weltfinanzsystem steckt in einem Dilemma aus extrem hohen Schulden, von denen heute schon klar ist, dass sie niemals zurückgezahlt werden können und einer Wirtschaft, die viel langsamer wächst als die Geldmenge. Dadurch verteilt sich immer mehr Geld auf eine nur sehr langsam wachsende Menge an Dienstleistungen und Gütern.
Begonnen hat das Problem am 15. August 1971. An diesem Tag schloss US-Präsident Richard Nixon das sogenannte Goldfenster. Er nahm damit vor allen den US-Dollar-Besitzern aus dem Ausland die Möglichkeit, ihre Handelsüberschüsse und die daraus resultierenden US-Dollar-Bestände in Gold zu tauschen.
Nach diesem Schritt war die Finanzwelt eine andere, denn das Papiergeld mutierte zum reinen Tauschmittel. Seine Wertaufbewahrungsfunktion, die es zuvor durch die fixe Kopplung an das Gold ebenfalls hatte, ging verloren. Was dies bedeutet, lässt sich jeden Tag neu am Goldpreis ablesen.
Das Papiergeld ist nur noch ein Tauschmittel. Werte speichert es nicht mehr
Bis zum August 1971 kostete eine Unze Gold konstant 35 US-Dollar. Eine Unze Gold ist auch heute noch eine Unze Gold. Doch ein US-Dollar von 1971 ist von seiner Kaufkraft nicht mehr mit einem heutigen Dollar vergleichbar. Wäre es anderes, würden zum Kauf einer Unze Gold immer noch 35 US-Dollar ausreichen. Benötigt werden heute jedoch je nach Tageskurs 2.600 US-Dollar und mehr.
Geschuldet ist der massive Wertverfall des US-Dollar der stark gewachsenen Geldmenge. Solange sie schneller steigt als die wirtschaftliche Leistung, verliert das Geld Tag für Tag weiter an Kaufkraft. Dies belastet vor allem die Arbeitnehmer und Rentner, denn ihre Löhne und Renten steigen immer erst nachdem die Inflation bereits einen Teil ihrer Kaufkraft ausgelöscht hat.
Mit dem Papiergeld und seiner beliebigen Vermehrbarkeit sind auch Kriege und soziale Leistungen problemlos finanzierbar. Hätten die europäischen Mächte im Sommer 1914 den Goldstandard beibehalten, hätte der Krieg nach etwa zwei Wochen beendet werden müssen, weil er nicht mehr bezahlbar gewesen wäre und vielen jungen Männern wäre ein vorzeitiger Tod erspart geblieben. Doch dank des Papiergeldes konnte das Gemetzel noch vier weitere Jahre fortgesetzt werden und als Konsequenz dieser kleinen, aber entscheidenden finanztechnischen Änderung verloren Millionen Soldaten auf beiden Seiten der Front ihr Leben.
Die schöne Fassade bröckelt
Die von Richard Nixon vollzogene Lösung des US-Dollars vom Gold hat auch dazu geführt, dass die USA nicht länger das wirtschaftliche und industrielle Herz der Welt waren, sondern mehr und mehr dazu übergingen, als Konsumenten die Erzeugnisse anderer Länder für sich zu nutzen.
Bislang vertrauen die Menschen immer noch dem Papiergeld. Sie greifen sogar gierig zum elektronischen Geld, das noch leichter manipuliert werden kann, weil es so schön einfach und unkompliziert ist. Doch die marode Fassade bröckelt. Mit jedem neuen Allzeithoch, das der Goldpreis erreicht, werden die Risse größer. Übersehen lassen sie sich nicht mehr.