Aktuell ist Chile hinter dem führenden Australien der zweitgrößte Lithumproduzent weltweit. Die Position ist nicht unbedeutend, denn die Bedeutung der Elektromobilität und damit mittelbar auch die des Lithiums wächst. Von diesem Boom zu profitieren und die Grundlinien seiner Entwicklung mit zu bestimmen, ist deshalb ein legitimes Interesse der chilenischen Regierung.
Aus diesem Grund hat sich Chile in den letzten Monaten einer neuen staatlichen Lithiumpolitik verschrieben. Sie sieht neben der Beteiligung privater Unternehmen an neuen Projekten auch die Gründung einer nationalen Lithiumgesellschaft vor. Den offiziellen Startschuss zu dieser neuen Politik gab Präsident Gabriel Boric vor wenigen Tagen.
Ein wesentlicher Bestandteil der neuen Politik ist, dass private Beteiligungen zwar möglich sein werden, der chilenische Staat an strategischen Lithiumprojekten jedoch eine Mehrheitsbeteiligung erwerben wird. Im Fokus steht dabei die Atacama-Salzfläche. Mit ihren Betreibern wird sich die nationale Kupfergesellschaft Coldelco um eine Vereinbarung bemühen.
Der neue sozialistische Präsident erinnert an seine politischen Vorfahren
Wie der Präsident erklärte, wird eine staatliche Beteiligung an der Atacama-Salzfläche das Ergebnis einer Vereinbarung mit denjenigen sein, die derzeit die Rechte zur Ausbeutung des Lithiums besitzen. Auch insgesamt zielt die neue Lithiumstrategie darauf ab, die chilenische Lithiumproduktion unter staatliche Kontrolle zu stellen.
Gleichzeitig sollen die Verträge mit den beiden Branchenriesen, der amerikanischen Albemarle und der chilenische SQM, deren Vertrag 2030 ausläuft, neu verhandelt werden. Neben der Regierung in Santiago de Chile sollen auch die lokalen Gemeinden vor Ort stärker in die neuen Projekte integriert werden und von diesen profitieren.
„Unsere Herausforderung besteht darin, dass unser Land zum wichtigsten Lithiumproduzenten der Welt wird und damit seinen Reichtum und seine Entwicklung steigert, ihn gerecht verteilt und gleichzeitig die biologische Vielfalt der Salinen schützt“, erklärte Gabriel Boric und erinnerte dabei an die Verstaatlichung des Kupfers zu Zeiten von Eduardo Frei Montalvas und die Verstaatlichung der Industrie im Jahr 1971 während der Regierung von Salvador Allende.