Würden Sie Ihre Kreditkarte essen oder Ihre EC-Karte zerlegt in viele Tausend Einzelteile durch die Nase gerne einatmen wollen? Vermutlich nicht und doch tun wir alle dies unbewusst Tag für Tag, denn unsere Umwelt ist voll von kleinsten Plastikpartikeln.
Die Menge Kunststoff, die wir auf diese Art unfreiwillig in uns aufnehmen und anschließend nicht mehr loswerden, entspricht Woche für Woche einer Kreditkarte. Das sind 52 Karten pro Jahr. Besonders gefährlich ist, dass nur ein Teil des Plastiks anschließend wieder ausgeschieden wird. Der Rest verbleibt in unseren Körpern und lagert sich offenbar auch in den Organen ab.
Eine Kreditkarte stellt aber nur das Plastik dar, das wir über die Luft aufnehmen. Die Nase ist allerdings nicht der einzige Weg, auf den Mikroplastik in unseren Körper gelangen kann. Auch über die Nahrung und das Trinkwasser werden weitere Teilchen aufgenommen.
4 Kilogramm Mikroplastik pro Kopf und Jahr
Glücklich können wir uns schätzen, wenn die in den Körper gelangten Teilchen größer als 0,002 Millimeter sind, denn dann können sie die Darmwand nicht durchdringen und in den Blutkreislauf eindringen. Dieser bringt die kleinsten Teilchen anschließend auch in die entlegensten Winkel unseres Körpers, wo sie dann schließlich abgelagert werden. Mikroplastik wurde inzwischen in den Lymphknoten, in der Leber und auch in der Plazenta nachgewiesen. Selbst die Muttermilch ist nicht frei von den Partikeln.
Ein Teil des Mikroplastiks wird von der Industrie gezielt hergestellt und beispielsweise für Kosmetika und Waschmittel verwendet. Auch das Pulver, das einem 3-D-Drucker als Ausgangsmaterial dient, zählt zu dieser Kategorie. Daneben entsteht Mikroplastik durch den Gebrauch von Plastik bzw. Gummi etwa beim Abrieb von Schuhsohlen und Autoreifen. Eine weitere Quelle von Mikroplastik sind größere Gegenstände wie die achtlos in die Landschaft geworfene Plastikflasche, die sich unter dem Einfluss von Licht, Feuchtigkeit und Salzwasser in immer kleinere Partikel zersetzen.
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik schätzt, dass in Deutschland pro Jahr 330.000 Tonnen Mikroplastik entstehen, die entweder gezielt produziert werden oder durch Abriebprozesse entstehen. Pro Kopf der Bevölkerung sind das vier Kilogramm. Weltweit sieht es nicht besser aus. Mit 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik, von denen ca. 1,5 Millionen Tonnen am Ende im Meer landen, rechnet die Weltnaturschutzunion IUCN pro Jahr.