„Follow the money“ ist nicht nur ein guter Rat beim Investieren, wenn kleinere Anleger aufgefordert werden, es bei ihren Investmententscheidungen ähnlich zu halten wie die großen institutionellen Investoren. Das Motto hat auch seinen Sinn, wenn wir uns im Alltagsleben fragen, warum sich Dinge gerade so entwickeln, wie wir sie erleben.
Stellen wir in diesen Moment die Frage danach, wer von der Veränderung am meisten profitiert, kommen wird der Urheberschaft vieler Entwicklungen sehr nahe. Es war dieser Ansatz, der mich seit der Sprengung der Nord-Stream-1- und Nord-Stream-2-Pipelines immer hat daran zweifeln lassen, dass die Russen selbst für die Zerstörung der Erdgasröhren verantwortlich gewesen sein sollen.
Eine Sprengung ist ein irreversibler Akt. Man kann ihn nicht zurücknehmen. Aus genau diesem Grund hatten die Russen nie eine Veranlassung, die Pipelines dauerhaft zu zerstören. Wäre Russland wirklich daran interessiert gewesen, die Leitungen für eine gewisse Zeit unbenutzbar zu machen, hätte dafür die Zerstörung einer der Verdichterstationen an Land vollkommen ausgereicht.
Der Schaden wäre überschaubar geblieben und leicht wieder zu reparieren gewesen. Die sensiblen Röhren, die im Innern mit einer speziellen Schicht ausgestattet sind, die nicht zerstört werden darf, irgendwo im Meer zu sprengen, ist demgegenüber keine gute Lösung – zumindest nicht für Russland. Wohl aber für die, die anstelle von Gazprom & Co. gerne ihr Gas nach Deutschland verkaufen möchten.
Eine interessante Allianz von alternativen Gasanbietern
So war ich in der vergangenen Woche nicht wirklich verwundert, in den alternativen Medien – wo auch sonst – zu lesen, dass der US-amerikanische investigative Journalist Seymour Hersh herausgefunden hat, dass die Sprengung der Pipelines auf einen Beschluss des amerikanischen Präsidenten Joe Biden zurückgeht und ausgerechnet unsere norwegischen Freunde ihn dabei tatkräftig unterstützt haben.
Dass die US-Politik leugnet, ihre Finger mit im Spiel zu haben, ist klar, dass die deutsche Regierung offiziell schweigt, kann auch nicht verwundern. Befremdlich ist jedoch, dass die europäischen und vor allem die deutschen Medien das Thema eher meiden als es offensiv anfassen. Als es darum ging, Wladimir Putin eine für ihn wenig sinnvolle Tat anzudichten, gab es diese Zurückhaltung nicht.
Ob Seymoru Hershs Bericht zutrifft, werden wir vielleicht erst in 40 Jahren wissen, wenn die einschlägigen Akten in den USA freigegeben werden – falls sie überhaupt freigegeben werden und überhaupt noch aussagekräftige Dokumente in den Akten vorhanden sind. Auch von denen befreit man sich ja in zwischen gerne.
Wir kennen dieses Verhalten, das eigentlich nur bedeutet: „Die Nachwelt geht es nichts an, wer was wann aus welchem Grund getan oder gesagt hat“, auch aus der Zentrale der Europäischen Kommission und aus dem deutschen Kanzleramt.
Also, leider nichts Neues unter der Sonne.