China erhöht den Druck auf die Bank of England und andere Goldlagerstätten

Obwohl das Gold im vergangenen Jahr zahlreiche neue Allzeithochs ausgebildet hatte, die inzwischen bereits wieder überwunden wurden, zeigten die meisten Anleger aus dem Westen dem gelben Metall die kalte Schulter. KI-Aktien und Kryptowährungen waren stattdessen gefragt.

In China ticken die Uhren jedoch anders. Hier sind nicht so sehr kurzfristige Modetrends, sondern langfristige Entwicklungen gefragt. Eine solche hat in diesem Jahr die chinesische Regierung angestoßen, indem sie ein Pilotprogramm aufgelegt hat, dass es Versicherungsunternehmen ermöglicht, in Gold zu investieren.

Das Programm an sich ist schon eine Kampfansage an den Wertewesten, der beim werthaltigsten Geld aller Zeiten schon seit den 1990er Jahren den Schlaf der selbstgerechten Ignoranten schläft. Ihr eigenes Staatsgold hat die Bank of England unter dem späteren Labour Premierminister Gordon Brown zum absoluten Tiefpreis von 250 US-Dollar pro Unze verkauft.

Gold, das man nicht mehr hat, kann man auch nicht mehr hergeben

Heute, nicht einmal 30 Jahre später, sieht sich die Bank of England mit technischen Ausfällen bei der Abhebung von Goldbarren konfrontiert. Will heißen: Wenn andere Notenbanken wie beispielsweise die Deutsche Bundesbank an ihr in London gelagertes Gold herankommen möchten, gibt es technische Schwierigkeiten wie klemmende Tresortüren und nicht funktionsfähige Lastenaufzüge, die verhindern, dass der Besitzer sein Gold von der Verwahrstelle im Herzen Londons abziehen kann.

Das China ausgerechnet in einer solchen Situation einen Plan entwickelt, der institutionelle Großanleger wie Versicherungen und Pensionskassen dazu ermutigt, im Kundenauftrag verwaltete Gelder in Gold anzulegen, ist für die altehrwürdige Bank of England und ihre westlichen Partnerbanken einer herber Schlag ins Kontor. Denn jeder, der nur ein wenig Ahnung davon hat, wie Kapitalmärkte funktionieren, weiß, dass massive Verschiebungen zu erwarten sind, sobald die großen institutionellen Anleger damit beginnen, eine neue Anlagerichtung für sich zu entdecken.

In den Jahren seit der Finanzkrise ist der Goldpreis vor allem deshalb so stark und so konstant gestiegen, weil die Notenbanken aus den Ländern des globalen Südens ihre Käufe von Gold stark intensiviert haben. Allein im Jahr 2024 wurden weitere 1.180 Tonnen Gold in die Tresore der Notenbanken eingelagert. Dieses Gold steht dem Markt bis auf Weiteres nicht mehr zur Verfügung.

Mit den Versicherungsgesellschaften betritt eine neue Käufergruppe den Goldmarkt

Mit diesem Gold erwerben einige BRICS-Staaten heute drei- bis viermal mehr Öl pro Gramm Gold als mit den auf US-Dollar lautenden Staatsanleihen, die stattdessen verkauft wurden. Oder anders ausgedrückt: Während man zusehen kann, wie das Papiergeld immer wertloser wird, kann man nun auch zusehen, wie immer mehr Gold in die Länder des globalen Südens abfließt.

Dass neben den Notenbanken nun auch bald Versicherungen und andere große institutionelle Anleger als Käufer am Markt auftreten werden, dürfte nicht nur der Bank of England zunehmend Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte bereiten, denn die Zahl und Länge der technischen Schwierigkeiten bei der Goldauslieferung dürfte nur noch weiter zunehmen.