Im Gegensatz zum Nordseeöl der Sorte Brent ist die russische Ölsorte Urals schwerer und schwefelhaltiger. Das führt dazu, dass sein Preis an den Ölmärkten in der Regel um einen Dollar niedriger ist als der Brent-Preis. Aktuell ist die Preisdifferenz zwischen Urals und Brent jedoch auf rund das 30-fache des normalen Abschlags gestiegen.
Während für fast alle Ölsorten heute deutlich höhere Preise bezahlt werden, als noch zu Beginn des Jahres, kann Urals von den Ölhändlern selbst mit hohen Abschlägen kaum verkauft werden. Obwohl in den meisten Ländern noch keine Sanktionen den Handel mit russischem Öl einschränken, ist dieses an den internationalen Ölmärkten dennoch zu einer Ware geworden, die niemand mehr haben möchte.
Die Selbstbeschränkung der Händler funktioniert damit quasi wie ein Embargo und selbst die wenigen Käufer, die Russland für sein Öl auf den Spottmärkten, auf denen die kurzfristigen Geschäfte abgewickelt werden, findet, kaufen nur, weil der Rabatt so außerordentlich hoch ist.
Auch China kann den Russen kaum helfen
Im Westen findet das russische Öl derzeit kaum noch Käufer. Die wenigen, die es kaufen kommen zumeist aus Asien. Während Indien vorsichtig zukauft und von den USA schon gewarnt wurde, es solle darauf achten, am Ende nicht auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen, übt China vornehme Zurückhaltung.
Einerseits finanzieren chinesische Banken keine Spottmarktgeschäfte mehr, mit denen russisches Öl zu den aktuellen Tiefpreisen gekauft werden könnte. Auf der anderen Seite ist auch eine Lieferung kaum mehr möglich. Verantwortlich dafür ist vor allem das russische Pipelinenetz. Während inklusive Nord Stream 2 insgesamt zehn Öl- und Gaspipelines gen Westen laufen, verläuft nur eine einzige nach China.
Eine zweite Pipeline ist zwar in Bau, doch ihre Fertigstellung wird nicht vor 2030 erwartet. Russland könnte damit sein Öl nur durch Tanker, die die halbe Welt umkurven müssen, oder mit Kesselwagen, die auf der Transsibirischen Eisenbahn verkehren, gen Asien verschiffen. Damit führt auch die fehlende Logistik dazu, dass Russland von den hohen Energiepreisen derzeit nur eingeschränkt profitieren kann.