Als im vergangenen Jahr die Inflation stetig zunahm, die Zinsen aber noch niedrig waren, nutzten nicht nur hierzulande viele Anleger und Bauherrn die Chance und kauften noch schnell eine Immobilie. Im Hintergrund vieler Käufe, vor allem jener, die unter Anlagegesichtspunkten getätigt wurden, stand die Erwartung, dass der Erwerb von Betongold einen verlässlichen Schutz vor der Inflation und damit vor dem Verlust von Kaufkraft und Vermögen darstellt.
Heute wirken die Käufe von damals längst nicht mehr so überzeugend, denn auch am Immobilienmarkt hat die Entwicklung der letzten Monate ihre Spuren hinterlassen. Zwei Tendenzen haben den Sektor deutlich unter Druck gebracht. Die erste Veränderung, das steigende Zinsniveau, setzte vor rund zwölf Monaten ein, die zweite, die Veränderung der wirtschaftlichen Lage, kommt aktuell immer stärker zum Tragen.
Mit den steigenden Zinsen wird es für viele Bauherrn immer schwerer, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Das führt dazu, dass nur noch kleinere Wohnungen und Häuser gekauft werden können oder die Interessenten sich ganz aus dem Immobilienmarkt verabschieden und zunächst auf bessere Zeiten warten.
Die Preise für Häuser und Wohnungen kommen zurück
Förderlich für die Preise ist diese Veränderung nicht. So stiegen die Immobilienpreise in den USA beispielsweise in den vergangenen Jahren noch stark an und erhöhten sich um zwei Prozent jährlich. Inzwischen hat sich diese Entwicklung vollkommen in ihr Gegenteil verkehrt, denn die Preise fallen bereits um knapp ein Prozent und ein baldiges Ende des Wertverfalls ist noch nicht in Sicht.
In den USA werden die Veränderungen etwas schneller sichtbar als bei uns, denn dort gibt es nicht die Immobiliendarlehen mit langen Zinsbindungen wie wir sie kennen. Der US-Immobilienkäufer spürt den Zinsanstieg deshalb deutlich stärker und schneller als ein deutscher Immobilienbesitzer.
Hinzu kommt, dass durch die in den USA vorherrschende Hire- und Fire-Mentalität auch die wirtschaftlichen Veränderungen von den Amerikanern schneller gespürt werden als von den Europäern. Hier dürften auch die Gründe dafür liegen, dass die Entwicklung in den kommenden Monaten sich tendenziell noch weiter verschärfen wird, denn bislang lief die Weltwirtschaft noch recht rund und gut bezahlte Jobs waren vergleichsweise leicht zu bekommen.
Dieser für Immobilienkäufer sehr positive Zustand wird in der näheren Zukunft nicht mehr im gleichen Maß gegeben sein. Zu erwarten ist vielmehr, dass die Unternehmen sich schon bald von Teilen ihres Personals trennen werden und damit auch zahlreiche Immobilienfinanzierung in eine Schieflage geraten könnten.