Die meisten Autofahrer, die zum Tanken an die Tankstelle fahren, werden anschließend bar oder mit Karte bezahlen. Dass wie im Mittelalter mit Gold und Silber bezahlt wird, dürfte eher selten sein. Dennoch ist es eine Überlegung wert, einmal der Frage nachzugehen, wie es sich denn darstellen würde, wenn an der Tankstelle mit Gold bezahlt werden würde.
Im Vergleich zum Vorjahr würde sich dieses Gedankenexperiment für die Autofahrer sehr positiv darstellen, denn im Juli 2024 kauft eine Unze Gold 16 Prozent mehr Benzin als noch vor einem Jahr Anfang Juli 2023. Nochmals deutlich positiver würde sich die Rechnung darstellen, wenn als Vergleichspunkt nicht der Juli 2023, sondern der Juli 2019 herangezogen würde. In diesem Fall würde eine Unze Gold heute sogar 41 Prozent mehr Benzin kaufen als noch vor fünf Jahren.
Das schlechteste Ergebnis wurde im September 2005 erreicht. Damals konnten für eine Unze Gold lediglich 156 Gallonen Sprit getankt werden. Der beste Moment für in Gold tankende Autofahrer war am Ende Goldrallye der 1970er Jahre erreicht. Damals konnten stolze 925 Gallonen Benzin für eine Unze Gold erworben werden.
Gold und Öl sind ein interessantes Kaufkraftpaar
Obwohl an den Finanzmärkten sowohl das Gold als auch das Öl als Absicherung gegen eine hohe Inflation betrachtet werden, zeigt diese enorme Schwankungsbreite für Öl in Gold, wie stark die Schwankungen der beiden Assets auch untereinander sind. Denn wir dürfen davon ausgehen, dass in Zeiten mit einer hohen Inflation nicht nur das Gold im Preis steigt, sondern auch das Öl. Dennoch kann nicht zu allen Zeiten gleich viel Öl für eine Unze Gold getankt werden.
Seit Dezember 2023 werden in den USA für eine Unze Gold wieder mehr als 600 Gallonen getankt. Im Mai 2024 stieg diese Zahl mit dem steigenden Goldpreis weiter bis auf 625 Gallonen an. Aktuell sind wir damit sowohl vom Septembertief des Jahres 2005 wie auch vom Rekordhoch der späten 1970er Jahre weit entfernt und das Kaufkraftniveau liegt leicht oberhalb der Mitte zwischen diesen beiden Extremwerten.
Das zeigt zugleich, dass das Gold, ungeachtet des jüngsten Preisanstiegs immer noch nicht als besonders teuer gelten kann. Man kann zwar mit ihm etwas mehr kaufen, als noch zum Ende der letzten Dekade, aber in einer Preisblase befindet sich derzeit weder das Gold noch das Öl.
Langfristig ist der Autofahrer mit Gold besser gestellt als mit US-Dollar
Wie viel Liter oder Gallonen mit einer Unze Gold bezahlt werden können, ist für die Autofahrer zwar eine nicht uninteressante Frage. Viel wichtiger ist jedoch die Reichweite, also die Zahl der gefahrenen Kilometer. Sie hat sich durch den stark gesunkenen Benzinverbrauch der Fahrzeuge seit den 1970er Jahren deutlich erhöht.
Da der Durchschnittsverbrauch der Fahrzeuge seit 1978 um 50 Prozent gesunken ist, konnte ein Autofahrer zum Ende der 1970er Jahre mit einer Gallone nicht einmal 17 Kilometer weit fahren, während der Sprit heute erst nach knapp der doppelten Distanz verbraucht ist.
Das bedeutet, dass für eine Unze Gold damals zum Ende der 1970er Jahre nicht einmal 5.000 Meilen gefahren werden konnten. Heute endet die Fahrt dank der deutlich sparsameren Motoren und der erhöhten Kaufkraft des Goldes erst nach knapp über 20.500 Meilen.
Hätte ein Autofahrer zum Ende der 1970er Jahre seine US-Dollars trotz des schon damals als hoch empfundenen Goldpreises in Gold getauscht und dieses Gold anschließend unangetastet bis heute liegen lassen, könnte er nun das Vierfache der damals möglichen Kilometer zurücklegen.
Gold bringt zwar bekanntlich keine Zinsen, funktioniert aber dafür als Wertspeicher in einer hervorragenden Art und Weise, denn mit im Keller oder unter dem Kopfkissen gelagerten US-Dollar wäre ein solches Resultat nicht möglich gewesen.