Die Kapitalmärkte sind alles andere als „logische Wesen“, denn hier handeln nicht nur Algorithmen, die emotionslosen ihren grundlegenden Programmen folgen, sondern vor allem Menschen. Sie sind grundverschieden und werden doch seit Jahrhunderten von den immer gleichen Emotionen getrieben: Angst und Gier.
Noch im Juni dominierte die Angst. Wer verkaufen wollte, der hatte es getan. So wundert es in der Rückschau nicht, dass zum Ende des ersten Halbjahrs eine kräftige Gegenbewegung einsetzte. Sie hat nicht nur die Kurse der Aktien wieder ansteigen lassen, sondern auch die Preise von Gold und Silber.
Der Anstieg von Gold und Silber kann vor dem Hintergrund der vielen Krisen nicht wirklich verwundern. Jener der Aktien schon. Zur Vorsicht mahnt auch, dass einer der wichtigsten Stimmungsindikatoren in den USA, der „Fear & Greed Index“ innerhalb nur eines Monats einen Anstieg von 26 auf 56 Punkte gesehen hat.
Für Krisen durchaus typisch: die schnellen Wechsel zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt
Insgesamt schwankt dieser Index zwischen null und 100 Punkten, wobei die Extreme nur sehr selten erreicht werden. Mit einem Punktestand von 26 war die Furcht der Anleger in den USA Mitte Juli noch enorm. Jetzt ist der Optimismus mit einem Wert von 56 ebenfalls schon recht groß.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage, welche der vielen Krisen sich denn in den letzten vier bis sechs Wochen denn gelöst haben soll, dass die Stimmung der Anleger eine solch gravierende Veränderung vollzogen hat. Verwiesen wird in den Medien meist auf die Inflation, die sowohl in den USA wie auch bei uns in Europa leicht nachgelassen hat.
Sollte dieser Rückgang sich im Herbst nicht weiter fortsetzen, droht Ernüchterung. Von dieser betroffen sein, werden vermutlich nicht nur die Anleger an der Wall Street. Auch unsere Politiker könnte es kalt erwischen, denn mit höheren Preisen wäre auch die Krise und damit auch all die Gefahren, die sie zwangsläufig mit sich bringt, sofort wieder zurück.