Dinge, die ein böses Ende nehmen könnten, sollten uns eigentlich beunruhigen und vorsichtiger werden lassen. An beunruhigenden Nachrichten war das noch relativ junge Jahre 2022 in den ersten dreieinhalb Monaten schon nicht arm und keiner weiß, ob es im Verlauf der nächsten Monate nicht noch schlimmer kommen könnte.
Doch uns umgibt eine bemerkenswerte Sorglosigkeit. Dass der nächste Winter aufgrund von fehlendem Gas aus Russland zu einer sehr kalten Angelegenheit werden könnte, kümmert uns kaum, denn zunächst stehen uns wärmere Tage ins Haus. In diesen wird nicht geheizt werden müssen. Doch der deutschen Industrie könnte, falls zu viel Gas fehlen sollte, auch bei hochsommerlichen Temperaturen der kalte Angstschweiß im Gesicht stehen.
Kümmern tut das außer den unmittelbar Betroffenen zunächst noch niemanden. Die fehlende Aufmerksamkeit für ein Thema, das man möglichst nicht zu nah an sich herankommen lassen möchte, erinnert ein wenig an das letzte Jahr. Auch damals gab es mit der aufkommenden Inflation ein Thema, das so lange ignoriert wurde, bis es nicht mehr ging.
Die Inflation sei nur vorübergehend und man werde durch sie hindurchsehen, erklärten die Notenbanken damals jedem, der es hören wollte, und viele glaubten ihren Worten. Geglaubt wurde den Notenbanker auch deshalb, weil die, die Inflation in den 1970er Jahren noch selbst erlebt hatten, inzwischen selbst auch schon zumindest zu den jungen Alten gehören.
Mit dem Schlimmsten rechen und alles dafür tun, dass es nicht so kommt
Der Rest kannte Inflation nur als ein Phänomen, das auftritt, wenn bankrotte und durch Korruption von die Wand gefahrene Staaten wie Zimbabwe oder Venezuela scheitern. Aber wir hier in Europa, geleitet von vorausschauenden Politikern und Notenbankern und mit all unserer modernen Technik?
Inzwischen weiß auch der Supermarktkunde hierzulande, wie sich Inflation anfühlt. Beim Gas könnte es in einigen Monaten ähnlich sein. Wer in einem der letzten Winter schon einmal mit einer defekten Heizung oder einer von den Stadtwerken gesperrten Gasleitung konfrontiert war, der weiß, was es heißt, nur für ein paar Tage in einer nicht beheizten Wohnung leben zu müssen.
Der Rest könnte es auch noch lernen, vielleicht sogar im nächsten Winter lernen müssen, denn ein schnelles Ende des Kriegs in der Ukraine ist nicht wahrscheinlich. Damit steigt die Gefahr, dass die Schrauben der westlichen Sanktionen im Lauf des Jahres noch weiter angezogen werden.
Vor diesem Hintergrund könnte es sich als vorteilhaft erweisen, den einen oder anderen unangenehmen Gedanken beizeiten schon einmal an sich heranzulassen. Nicht weil Panik so schön ist, sondern einfach, um vorbereitet zu sein und im Fall der Fälle nicht ganz ohne eigene Vorüberlegungen dazustehen.