Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, teilte der französischen Zeitung „Le Journal du Dimanche“ mit, dass die Champs-Élysées sowie die Place de la Concorde bis zum Jahr 2030 in eine 1,9-Kilometer langen „außergewöhnlichen Garten“ verwandelt würden. Ein Komitee setzt sich seit 2018 für Veränderungen ein, die berühmte Allee zu verwandeln. Die Neugestaltung der Prachtstraße mit vielen kleinen Gärten soll bis zu den Olympischen Spielen 2030 fertig sein.
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Das Komitee setzt sich aus Menschen zusammen, die auf der Avenue leben und arbeiten. Viele würden die Avenue für die „schönste Allee der Welt“ halten, doch das Komitee „sei sich da nicht mehr so sicher gewesen“, hieß es. Der Plan, die Champs-Élysées mit Gärten und Grünanlagen auszugestalten, wurde erstmals 2019 enthüllt. Dazu gehört die Reduzierung des Platzes für Fahrzeuge um die Hälfte, die Einrichtung von Fußgängerzonen und die Erhöhung der Anzahl der gepflanzten Bäume, um die Luftqualität zu verbessern. Aktuell bestehen die Champs-Élysées aus acht Fahrstreifen, welche bis 2030 auf je zwei auf jeder Seite reduziert werden. Dadurch entsteht viel Platz für Grünanlagen, Cafés, Restaurants und kleine Parks für die Bürger und Besucher der Stadt.
Die Mitglieder des Komitees erklärten, dass die „legendäre Allee in den letzten 30 Jahren ihren Glanz verloren habe“. Sie sei nach und nach von den Parisern verlassen und von mehreren aufeinanderfolgenden Krisen getroffen worden: den Gelbwesten, Streiks sowie Gesundheits- und Wirtschaftskrisen. Die Prachtstraße müsse wieder belebt und verschönert werden.
Berühmte Prachtstraße ist zur Shopping-Mall verkommen
Die Champs-Élysées wurde erstmals 1670 angelegt, wurde aber Mitte der 1800er Jahre von Baron Haussmann umgestaltet und zuletzt vor 25 Jahren renoviert. Sie wird für die jährliche Parade zum Tag der Bastille am 14. Juli genutzt und ist auch die Zielstrecke für die Tour de France. Die Franzosen nennen sie oft „die schönste Allee der Welt“, aber die Entscheidung für die Verwandlung folgt auf jahrelange Kampagnen von Aktivisten und Anwohnern, die sich beschweren, dass der Verkehr und der Masseneinzelhandel sie in ein lautes und fades Viertel verwandelt haben, das von den Parisern gemieden wird.
Die Begrünung wird in Etappen erfolgen. Zuerst wird die mit Autos verstopfte Place de la Concorde am unteren Ende der Durchgangsstraße begrünt – dies soll noch vor den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 2024 abgeschlossen sein – und dann die gesamte Allee. Es wird ein weiterer außergewöhnlicher Garten werden“, sagte Bürgermeisterin Anne Hidalgo gegenüber der Zeitung „Journal du Dimanche“.
Paris wird grüner
Hidalgo hat die Bemühungen angeführt, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren, was die Schließung von zwei Hauptverkehrsadern, die entlang der Seine verliefen, und den Bau einer neuen Infrastruktur für Fahrräder und Elektroroller zur Folge hatte. Im Jahr 2019 wurde die amerikanische Landschaftsarchitektin Kathryn Gustafson mit der Neugestaltung der Gegend um den Eiffelturm betraut, wo die Straßen ebenfalls in Rasenflächen und Bäume umgewandelt werden sollen.
Der Name der Champs-Élysées ist französisch für das mythische griechische Paradies, die Elysischen Felder. Ursprünglich war es eine Mischung aus Sumpf und Nutzgärten. André Le Nôtre, der Gärtner des Sonnenkönigs Ludwig XIV., entwarf als Erster die breite Promenade, die von einer doppelten Reihe Ulmen auf jeder Seite gesäumt wird und Grand Cours genannt wird.
Sie wurde 1709 in Champs-Élysées umbenannt und erweitert und war gegen Ende des Jahrhunderts ein beliebter Ort zum Spazierengehen und Picknicken geworden. Paris feierte 1944 die Befreiung von der Nazi-Besatzung auf den Champs-Élysées und die Siege der Fußballweltmeisterschaften ziehen immer noch die Massen an, aber ihr berühmter Charme ist verblasst und sie wird von den Parisern meist gemieden.
Heute ist sie berühmt für ihre teuren Cafés, Luxusläden, High-End-Autoverkaufsräume, Gewerbemieten, die zu den höchsten der Welt gehören, und die jährliche Militärparade am Bastille Day. Die achtspurige Straße wird von durchschnittlich 3.000 Fahrzeugen pro Stunde benutzt, die meisten auf der Durchreise, und ist stärker verschmutzt als die stark befahrene Ringstraße Périphérique um die französische Hauptstadt.
Hidalgo sagte gegenüber Le Journal du Dimanche, dass das Projekt eines von mehreren sei, die die Stadt „vor und nach 2024“ umgestalten sollen, einschließlich der Umwandlung des Bereichs um den Eiffelturm in einen „außergewöhnlichen Park im Herzen von Paris“.
Paris macht vor, wie die Zukunft von Großstädten aussehen kann, um diese wieder lebenswerter zu machen: Der Mensch, und nicht mehr den Konsum, wird wieder in den Mittelpunkt gestellt, die Natur in die Stadt zurückgeholt, der Auto-Verkehr reduziert.
Weitere Bilder des Vorhabens: https://www.designboom.com/architecture/champs-elysees-plan-pca-stream-01-11-2021/