Der Chemiekonzerns BASF genoss unter Deutschlands Arbeiterschaft und innerhalb der Anlegergemeinde lange Zeit eine große Beliebtheit. Die Investoren erfreute die hohe Dividende der BASF-Aktie, die in vielen Jahren im Bereich von fünf Prozent lag, und für den Ludwigshafener Chemiekonzern zu arbeiten, war auch lange Zeit ein Aushängeschild.
Inzwischen dürfte insbesondere Letzteres für die Betroffenen eher ein Grund zur Besorgnis sein, denn BASF verdient überall in der Welt Geld, nur nicht mehr in Deutschland. Zum Konzerngewinn trägt das Stammland des Unternehmens nichts mehr bei. Mehr noch: Die Geschäfte sind sogar rückläufig und nicht mehr profitabel.
Dass das BASF-Management dieser Entwicklung nicht lange tatenlos zusehen kann, liegt auf der Hand. Befremden ruft an dieser Stelle eher die Reaktion der deutschen Politik hervor. Innerhalb dieser sieht man die industrielle Basis im Land offenbar als breit genug an und glaubt, es verschmerzen zu können, wenn ein energieintensiver Betrieb wie es Chemiekonzern nun einmal ist, nicht mehr in Deutschland profitabel produzieren kann.
Erst schließen die großen Konzerne ihre deutschen Produktionsstätten, dann folgen die kleineren Unternehmen
Die Folgen sind klar. Auch das unterscheidet die meisten im Land von der politischen Führung. Das BASF-Management kann gar nicht anders als im Ausland, also dort, wo man Gewinne erwirtschaftet, weiter zu investieren und hierzulande den Rotstift mit aller Härte kreisen zu lassen.
Auch den von den Einsparungen betroffenen Mitarbeitern dürfte schnell klar sein, was dieser Schritt bedeutet. Sie sind Fachkräfte im Bereich der Chemie, haben aber in anderen Bereichen ähnlich wenig Fachwissen wie die meisten anderen Bürger auch. Eine schnelle Umschulung zu irgendeinem Beruf, der gerade händeringend benötigt wird, ist kaum möglich, denn eine gute Ausbildung ist mehr als das Schauen eines zehnminütigen Videos und Erfahrungswissen bildet sich in allen Berufszweigen immer erst über die Jahre aus.
So bleibt den Betroffenen in der Not nur der Griff zum eigenen Rotstift. Auch dieser wird mit aller Schärfe angesetzt werden. Das spüren dann schnell auch andere Branchen und deren Mitarbeiter. Sie haben mit der Chemieindustrie selbst zwar herzlich wenig zu tun, hängen mit ihren Geschäftsmodellen aber auch davon ab, dass es der chemischen Industrie in Deutschland und ihren Mitarbeitern gut geht.
Die zersetzende Wirkung des Rotstifts wird nicht an den Werkstoren der BASF und auch nicht an den Grenzen der chemischen Industrie enden. Sie wird über kurz oder lang ihre Wirkung im ganzen Land entfalten. Ist dieser Zug erst einmal richtig ins Rollen gekommen, werden die Steuereinnahmen in einem weitaus größeren Maß zurückgehen als es jetzt schon der Fall ist.