Es war ein überraschender Anruf, jedenfalls vom Zeitpunkt her: Bundeskanzler Olaf Scholz sprach erstmals seit fast zwei Jahren wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das Ziel war klar formuliert – der Kanzler forderte Putin zu Verhandlungen mit der Ukraine auf, die zu „einem gerechten und dauerhaften Frieden“ führen sollen. Deutlich verurteilte Scholz dabei erneut den „russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine“ und forderte den sofortigen Rückzug der russischen Truppen. Eine Stunde dauerte das Gespräch.
Geht es nur um Zeitgewinn, eine Pause – oder eine Lösung?
Doch das Echo aus Moskau lässt erahnen, wie weit die beiden Seiten voneinander entfernt sind. Der Kreml betonte, dass ein Frieden nur auf Grundlage der „neuen territorialen Realitäten“ möglich sei – eine Umschreibung für die Annexion ukrainischer Gebiete. Die russische Rhetorik bleibt scharf: Die Krise sei eine Folge „aggressiver NATO-Politik“, so Putin. Gleichzeitig zeigte sich der russische Präsident offen für neue Verhandlungen, was die Frage aufwirft: Ist dies ein Schritt Richtung Lösung oder ein weiteres Spiel um Zeit?
Für die Ukraine und ihren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist der Anruf ein zweischneidiges Schwert. Selenskyj hatte Scholz gewarnt, dass ein Dialog mit Putin dessen Isolation brechen könnte, ohne echte Fortschritte zu erzielen. „Putin will keinen Frieden, er will eine Pause“, so die eindringliche Warnung aus Kiew. Scholz agiert unter einem immensen Druck – zwischen dem unermüdlichen Leiden der Ukraine und einer globalen Gemeinschaft, die nach Frieden dürstet.
In diesem diplomatischen Drahtseilakt bleibt die zentrale Frage: Kann ein solcher Dialog eine Wende bringen, oder droht er, die Fronten weiter zu verhärten? Donald Trump hat vor Tagen gleichfalls mit Putin telefoniert.