Das Ende der Ampel ist noch lange kein Neuanfang

Mit dem Ende der Ampel ist eine Chance verbunden. Doch das zur Verfügung stehende Zeitfenster ist nicht allzu groß. In der Wirtschaft und im Land gärt es, doch diese Warnzeichen sind von der Politik bislang weitgehend ignoriert worden. Die großen Konzerne handeln bereits und verlagern ihre Tätigkeit ins Ausland.

Auch der Mittelstand reagiert. Hier verlagert man die eigene Produktion zwar nicht gleich nach Asien. Doch eine nach Polen oder Ungarn verlegte Fertigung ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland ebenfalls ein schmerzhafter Verlust. Nicht mit einer Abwanderung reagieren können die kleinen Betriebe. Eine unter den hohen Energiekosten leidende Bäckerei kann ihre Produktion nicht einfach ins Ausland verlegen und die Brötchen von dort jeden Morgen einfliegen. Hier bleibt nur die „Lösung“, die Türen für immer zu schließen.

Den Weg der Abwanderung ins Ausland zu wählen, könnte man der Wirtschaft nicht vorwerfen, wenn diese in den letzten zehn Jahren konstant und laut vernehmbar die Gefahren der deutschen Wirtschaftspolitik angesprochen hätte. Doch eine derartige Kritik war nur sehr selten zu vernehmen.

Stattdessen brachten sich die Wirtschaftsverbände auf Kuschelkurs mit der Regierung. Sie lobten die Vorzüge der Energiewende und träumten davon, mit nicht endenden Subventionen auch eine „wirtschaftliche“ Stahlerzeugung mit Wasserstoff realisieren zu können. Dabei gibt es historisch genügend Beispiele die zeigen, dass Produkte und Produktionen, die sich nur mit Zuschüssen und Schutzzöllen behaupten können, auf Dauer keine Zukunft haben.

Der Traum ist geplatzt und die „Lösungen“ der Vergangenheit funktionieren nicht mehr

Diese Träume zerplatzen nun nach und nach und immer wieder ist die Nadel, die die lange gehegten Wunschvorstellungen zum Platzen bringt, das nicht mehr vorhandene Geld. Mehr als zehn Jahre lang hatte das Geld keinen angemessenen Preis mehr, denn die Zinsen waren niedrig. So wuchs eine Generation von Menschen und Politikern heran, die vieles gelernt und verinnerlicht hatten, nur eines nicht: Das Geld seinen Preis hat und knapp ist.

Der Anstoß zum Ende der Ampel war die Finanzpolitik. Sie kann auch für zukünftige Koalitionen, egal in welcher Zusammenstellung, sehr leicht zu einem Stolperstein werden. Denn die Jahre, in denen man Schulden ohne Probleme und ohne dass eine hohe Inflation die Folge war, aufnehmen konnte, sind mit der Coronazeit endgültig zu Ende gegangen.

Wer als Politiker auch weiterhin Schulden und damit Geld aus dem Nichts, das keine realwirtschaftliche Deckung hat, also das Allheilmittel der Jahre nach 2008, als Lösung im Sinn hat, der sollte ehrlicherweise seinen Wählern auch sagen, dass die unvermeidlichen Kosten einer solchen „Lösung“ in einer anhaltend hohen Inflation bestehen werden. Ich würde mich freuen, wenn ich Unrecht habe, aber ich glaube nicht, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten einen derart ehrlichen Wahlkampf erleben werden.