Eine Besonderheit des starken Preisanstiegs, den das Gold in der ersten Hälfte des Jahres 2024 vollzog, war, dass die Nachfrage nach Gold vor allem aus den asiatischen Ländern kam. Während hier deutlich mehr Gold gekauft als verkauft wurde, agierten die Anleger in den westlichen Ländern zurückhaltend auf den Preisanstieg.
So stand man im Westen lange Zeit bestenfalls an der Seitenlinie. Die starke Bereitschaft zum physischen Goldverkauf, von der beispielsweise der Edelmetallhandel in Deutschland in den vergangenen Monaten immer wieder berichtete, zeugt jedoch davon, dass viele Goldanleger auch glaubten, ein günstiger Moment sei gekommen, um die aufgelaufenen Buchgewinne in reale Gewinne zu wandeln.
Im dritten Quartal hat sich das Bild im Vergleich zu den Vorquartalen jedoch deutlich verändert. Insgesamt betrachtet ist die weltweite Nachfrage nach Gold auch weiterhin hoch. Das World Gold Council (WGC), die Lobby der Goldproduzenten, berichtet, dass die Goldnachfrage zwischen Juli und September um fünf Prozent auf 1.313 Tonnen angestiegen ist. Dies entspricht einem Gegenwert von etwa 100 Milliarden US-Dollar und stellt einen neuen Rekord dar.
Die Haltung vieler westlicher Anleger zum Gold beginnt sich, zu wandeln
Ein bedeutsamer Unterschied zu den ersten beiden Quartalen des Jahres ist jedoch, dass die Nachfrage inzwischen aus den westlichen Ländern kommt. Erstmals seit längerer Zeit stellte das World Gold Council wieder einen stärkeren Mittelzufluss bei den mit Gold gedeckten ETFs fest. Sie erfreuen sich insbesondere bei den westlichen Anlegern einer großen Beliebtheit. Wurde bei den ETFs bislang in diesem Jahr mehr Gold verkauft als gekauft, hat sich dieses Verhältnis im dritten Quartal gedreht, sodass die Anleger netto wieder auf der Käuferseite standen.
Auch bei den außerbörslichen Goldkäufen und -verkäufen registrierte das World Gold Council einen bemerkenswerten Anstieg der Aktivitäten. In diesem Segment sind in der Regel vermögende Privatanleger, Familienstiftungen und die Banken aktiv. Obwohl diese Geschäfte außerhalb des Börsenhandels abgewickelt werden, hat das WGC ein System entwickelt, mit dem diese Aktivitäten recht gut erkannt und abgeschätzt werden können.
Das World Gold Council schätzt, dass im dritten Quartal etwa 137 Tonnen Gold auf diesem Markt gehandelt wurden. Gegenüber dem zweiten Quartal entspricht dies einem Anstieg von 98 Prozent. Die annähernde Verdopplung des Goldumsatzes innerhalb von lediglich drei Monaten könnte darauf hindeuten, dass die Stimmung der vermögenden Privatanleger zum Gold dabei ist, zu drehen.