Alle Jahre wieder machen sich die Ölmultis ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, indem sie pünktlich zum Beginn der Sommerferien die Benzin- und Dieselpreise ansteigen lassen. Zufall oder nicht, doch es ist auffällig, dass ausgerechnet dann, wenn alle Welt mit dem Auto in den Urlaub fahren will, die Preise an den Tankstellen vergleichsweise hoch sind. Der notwendige Grund für diese Preisanhebungen ist meist schnell gefunden. In der dieser Woche könnte er im Norden Israels ausgemacht werden.
Israel ist zwar kein Erdölproduzent und auch kein für die globale Ölnachfrage entscheidendes Land. Dennoch richten sich die Blick der Marktteilnehmer in den kommenden Tagen vermutlich auf Israel. Genauer gesagt auf den Norden des Landes, denn hier an der Grenze zum Libanon wird der Konflikt mit der Hisbollah ausgetragen.
Er droht sich momentan zu verschärfen, was am Ölmarkt zu steigenden Preisen führen könnte. Da in der neuen Woche keine wichtigen Konjunkturdaten zur Veröffentlichung anstehen, ist daher zu erwarten, dass die Beeinflussung der Preisfindung vor allem durch politische Nachrichten erfolgen könnten.
Ohne neue politische Daten rechnen die Rohstoffexperten der Commerzbank damit, dass sich die Ölpreise für die verschiedenen Ölsorten in der kommenden Woche vermutlich ohne starke Ausschläge zur einen oder anderen Seite eher seitwärts entwickeln werden. Aufgrund der Datenarmut könnte der wöchentliche Lagerbericht zu den US-Öl- und Benzinvorräten jedoch einen größeren Einfluss haben als in normalen Wochen.
In den USA beginnt in diesen Tagen die Sommerreisesaison
Für die Autofahrer und die bald beginnende Feriensaison sind das keine allzu guten Aussichten, denn im Vergleich zum Mai liegt das durchschnittliche Preisniveau heute um rund zwei US-Dollar höher. Nordseeöl der Sorte Brent wird an den Märkten derzeit zu Preisen um 85 US-Dollar gehandelt.
Auf längere Sicht ist jedoch davon auszugehen, dass der globale Ölmarkt im dritten Quartal ähnlich wie im laufenden Quartal grundsätzlich unterversorgt sein wird. Dies dürfte auch die Preise tendenziell stützen. Allerdings haben die wöchentlichen Statistiken zum Lagerbestand der US-Rohöl- und Benzinvorräte diese grundsätzliche Unterversorgung bislang noch nicht widergespiegelt.
In der letzten Woche hatte sich die negative Abweichung zum 5-Jahresdurchschnitt sogar noch verringert. Sollte diese Tendenz in den nächsten Wochen jedoch drehen und das Ausmaß der Unterversorgung im Vergleich zum 5-Jahresdurchschnitt wieder größer werden, dürfte dies die Ölpreise tendenziell stützen und höhere Preise nach sich ziehen.