Mit dem Sommer begann auch die Ferien- und Reisezeit. Sie ist für die Börsen allgemein eher eine schlechte als eine gute Zeit, denn die Liquidität geht deutlich zurück. Dass sie zurückgeht, hat zwei Gründe, die nicht unbedingt miteinander in Verbindung stehen, sich aber gegenseitig verstärken.
Auf der Seite der Privatanleger dünnt die Liquidität aus, weil Urlaube und Reisen die Familienkassen belasten. Geld, das für Flüge, Hotels und Freizeitaktivitäten ausgegeben wird, kann nicht gleichzeitig für den Kauf von Aktien eingesetzt werden. Die jeweiligen Anleger müssen sich somit entscheiden, wo sie ihr Geld ausgeben möchten.
Ist diese Entscheidung einmal getroffen, zieht sie zwangsläufig weitere Ausgaben nach sich. Denn ist der Urlaub erst einmal gebucht und angetreten, wird schnell das eine oder andere Eis und Getränk mehr bestellt als zuhause. Zwar geht es hier im Vergleich zu den Flug- und Hotelkosten eher um die sprichwörtlichen Peanuts. Doch auch Kleinvieh kann bekanntlich viel Mist machen.
Die Fondsmanager verstärken das allgemeine Dilemma
Der zweite Grund ist die Abwesenheit von zuhause. Egal, ob am Strand oder in den Bergen der eigene Energiespeicher wieder aufgefüllt werden soll, der Computer für den Aktienhandel und die Börse an sich sind erst einmal weit weg. Auch aus diesem Grund wird deutlich weniger gehandelt.
Massiv verstärkt werden diese Auswirkungen, wenn der Urlauber in der Finanzindustrie arbeitet und beispielsweise ein großes Vermögen oder einen Fonds verwaltet. Auch hier führt die Urlaubszeit dazu, dass nur noch mit angezogener Handbremse gekauft wird. Erst Anfang September, wenn die Manager alle wieder im Büro sind, steigt das Umsatzvolumen wieder auf die normalen Niveaus an.
So tragen beide Gründe zusammen dazu bei, dass mit schöner Regelmäßigkeit das Volumen der gehandelten Aktien in den Sommermonaten deutlich zurückgeht. Ohne Volumen kommt allerdings keine Aktie wirklich auf Dauer vom Fleck. Wir sollten uns deshalb darauf einstellen, dass die nächsten Monate wieder etwas holpriger werden könnten. Insofern hat die Sell-in-May-Regel schon ihren Sinn. Zu ihr gehört aber auch der oft vergessene Nachsatz: And don’t forget to come back in September.