Auch wenn das Wetter uns gerade andere Gedanken nahelegt, so steht doch die Feriensaison vor der Tür. Sie lässt erfahrungsgemäß die Preise für Öl und Diesel ansteigen, weil der Bedarf im Vergleich zu den übrigen Wochen des Jahres in der Reisezeit im Sommer deutlich höher ist.
In den letzten Tagen sind die Ölpreise wieder etwas zurückgekommen. Das ist die gute Nachricht für alle Autofahrer, denn mit Preisen um 81,20 US-Dollar je Barrel (159 Liter) kostete das Fass Nordseeöl der Sorte Brent so wenig wie seit dreieinhalb Monaten nicht mehr.
Die Händler am Ölmarkt scheinen die Lage auf den Ölmärkten damit nicht als so angespannt anzusehen, wie es zuvor die Schätzungen der OPEC und der IEA nahegelegt hatten. Nicht nur der im Vergleich zur Vorwoche um rund drei US-Dollar niedrigere Ölpreis stützt diese These. Auch die Terminkurve legt eine solche Ansicht nahe.
Die Preisaufschläge für längere Lieferzeiten sind deutlich zurückgekommen
Da am Ölmarkt nicht nur verschiedene Ölsorten, sondern auch unterschiedliche Fristen gehandelt werden, kann anhand der jeweiligen Preise gut abgeschätzt werden, als wie gut versorgt oder aber auch als wie kritisch die Händler die Versorgungslage in einem Monat gerade einschätzen.
Aktuell ist zu beobachten, dass sich die Time Spreads, also die Preisdifferenzen entlang der Terminkurve, spürbar eingeengt haben. So betrug der Preisabstand zwischen den ersten beiden Brent-Terminkontrakten zwischenzeitlich weniger als 20 US-Cent. Einen engeren Spread gab es zuletzt Anfang Januar.
Auch die Abstände zu den Ölpreisen für die Lieferung in sechs bzw. zwölf Monaten sind mit einem Aufschlag von 2,5 US-Dollar bzw. 4,5 US-Dollar deutlich geringer als dies noch im April der Fall war, als der Spread doppelt so hoch war. Immer wenn für kurzfristig geliefertes Öl nur ein geringer Preisaufschlag gezahlt werden muss, spricht dies dafür, dass die Händler die Versorgungslage am Markt als recht entspannt einschätzen.
Die aktuellen Preise kommen den Autofahrern und den anderen Ölverbrauchern damit entgegen und ein kurzfristiger massiver Anstieg ist eher nicht zu erwarten. Im Gegenzug sollte allerdings damit gerechnet werden, dass die OPEC+-Staaten ihre Förderkürzungen auch im zweiten Halbjahr zunächst beibehalten werden.