Die OPEC ärgert Joe Biden

Biden Portrait

Wenn vom US-Präsidenten gesprochen wird, fällt oft die Umschreibung des mächtigsten Manns der Welt. Sie ist keineswegs unangebracht und doch müssen auch die amerikanischen Präsidenten immer wieder einmal feststellen, dass ihre Macht begrenzt ist und andere ihnen ihren Willen aufzwingen. Joe Biden befindet sich gerade in einer solchen Situation und es ist die OPEC, die ihm gerade das Konzept verdirbt.

Geplant hatten die Strategen um den US-Präsidenten, dass durch eine kurzfristige Freigabe der nationalen Ölreserve ein so großer Druck auf die Ölpreise ausgeübt wird, dass diese deutlich zurückkommen und die US-Verbraucher damit an der Tankstelle entlastet werden. Diese Entlastung, so die Hoffnung, werde sich anschließend in mehr Wählerstimmen für Joe Biden und seine demokratische Partei niederschlagen.

Die ersten Phasen des Plans wurden wie beschrieben umgesetzt und in der Tat kamen sowohl die Ölpreise, wie auch die Spritpreise an den amerikanischen Tankstellen deutlich zurück. Doch dann passierte etwas, was im ursprünglichen Konzept nicht vorgesehen war: Joe Biden äußerte sich öffentlich sehr negativ über Saudi-Arabien und dessen Königshaus.

Zufall oder nicht: Seit diesem Zeitpunkt besinnt sich Saudi-Arabien zunehmend auf seine eigenen Interessen und zu diesen gehört zweifellos ein hoher Ölpreis, denn dieser finanziert viel leichter den nicht unerheblichen Staatshaushalt. So haben Saudi-Arabien und die USA, wenn es um das Öl und seinen Preis geht, derzeit sehr gegensätzliche Interessen. Die USA bevorzugen niedrige, Saudi-Arabien hingegen hohe Ölpreise.

Wer setzt sich durch in diesem Ringen?

Nun, die Karten sind im Moment sehr ungünstig für die USA und ihren Präsidenten verteilt, denn der durch die Freigabe der strategischen Reserven verbilligte Sprit wurde von den US-Verbrauchern bereits durch den Auspuff gejagt. Nun gilt es jedoch, die strategischen Reserven wieder aufzufüllen. Das ist leichter gesagt als getan, denn allzu viel Geld möchte die US-Regierung dazu nicht in die Hand nehmen.

Man hat auch den Fehler gemacht, öffentlich anzukündigen, ab welchem Preisniveau die Wiederauffüllungskäufe beginnen sollen. Es liegt bei 79 US-Dollar je Barrel, wurde allerdings überraschender Weise nie erreicht. Verantwortlich dafür war auch die OPEC, die mit ihren Förderkürzungen schon seit Monaten darum kämpft, den Ölpreis nicht unter ein bestimmtes Niveau zurückfallen zu lassen. Diese liegt interessanter Weise recht nahe bei dem Preisniveau, bei dem die Amerikaner ihre Wiederauffüllungskäufe eigentlich im großen Stil starten wollten.

Aktuell laufen die Dinge nicht gut für Joe Biden, denn das Gemeinsame Beobachtungskomitee der Ölminister der OPEC+ hat die bis Ende Juni laufenden freiwilligen Produktionskürzungen in Höhe von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bestätigt. Das allein ist für die Pläne der US-Administration keine gute Nachricht. Doch es kommt noch schlimmer für den US-Präsidenten, denn einige Länder haben zugesagt, die Umsetzung der beschlossenen Kürzungen zu verbessern und die im ersten Quartal aufgelaufene Überproduktion auszugleichen.

Die US-Regierung hat auf die für sie ungünstige Situation bereits reagiertn und den für diesen Monat geplanten Kauf von drei Millionen Barrel Rohöl für die strategischen Ölreserven abgesagt. Als Grund für diesen Schritt wurde der kräftige Preisanstieg genannt. Durch ihn notiert der WTI-Preis inzwischen deutlich über dem von der US-Regierung gesetzten maximalen Kaufpreis von 79 US-Dollar je Barrel.