Vor der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn wurde nur wenig Uran benötigt. Es fand Verwendung zum Beispiel beim Färben von Glas und Keramik. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten zunächst die Atommächte USA und Sowjetunion einen großen Bedarf an Uran.
Später vor allem in den 1960er und 1970er Jahren kam die Kernenergie als friedliche Komponente für die Urannachfrage hinzu. Der jährliche Verbrauch liegt aktuell bei mehr als 60.000 Tonnen Uran. Gefördert wurden allerdings in den letzten beiden Dekaden lediglich etwas mehr als 53.000 Tonnen pro Jahr, sodass der Uranmarkt einer der wenigen Rohstoffmärkte ist, die sich bereits seit dem Jahr 1990 in einem Defizit befinden.
Dieses Defizit konnte lange Zeit dadurch ausgeglichen werden, dass nach dem Ende des Kalten Krieges viele Atomsprengköpfe beseitigt und die angelegten Uranlager aufgelöst wurden. Das in ihnen enthaltene Uran wurde einer zivilen Nutzung in den Kernkraftwerken zugeführt. So betrug beispielsweise die Uranförderung im Jahr 2019 weltweit 53.656 Tonnen und stellte damit kaum eine Veränderung zu den 53.498 Tonnen dar, die im Jahr 2015 gefördert worden waren.
So sank zum Ende der letzten Dekade die Uranförderung um über zehn Prozent und fiel damit wieder auf das Niveau von 2010 zurück. Wie stiefmütterlich das Thema Uran in Deutschland derzeit behandelt wird, kann auf der Webseite der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe anschaulich studiert werden.
Dort findet sich eine Schätzung der förderfähigen Reserven. Dass solche Tabellen und Statistiken nicht jährlich aktualisiert werden, liegt auf der Hand. Aber das deutsche Zahlenmaterial wurde im Jahr 2008 zusammengetragen und veröffentlicht. Damals schätzte die Bundesanstalt die weltweit verfügbaren förderbaren Reserven, also jenes Uran, das zum damaligen Uranpreis, der recht hoch war, wirtschaftlich förderbar war, auf 1,766 Millionen Tonnen. Sie entfielen zu 40,1 Prozent auf Australien, 15,3 Prozent auf Kanada und 13,3 Prozent auf Kasachstan.
Uran in Deutschland? Da war doch was
Es ist noch nicht allzu lange her, da waren die Großverbraucher für Uran vor allem die westlichen Länder USA, Frankreich, Japan, Deutschland und Südkorea. Deutschland hat sich inzwischen vollständig aus diesem Kreis verabschiedet. Doch von den westlichen Ländern haben nur die wenigsten, vor allem die USA, eine geringe Eigenförderung. Sie sind daher zumeist oder sogar vollständig auf Importe angewiesen.
Das war nicht immer so, denn insbesondere Deutschland stand im Jahr 2012 in den internationalen Gesamtproduktionsstatistiken für Uran noch auf Platz drei. Gemessen wurde in diesen Statistiken allerdings nicht die aktuelle Uranproduktion, sondern die gesamte Uranproduktion seit dem Jahr 1945. In dieser Wertung lag Deutschland hinter Kanada und den USA und vor Russland, Kasachstan und Australien mit einer Gesamtproduktion von 219.626 Tonnen Uran auf dem dritten Platz.
Gefördert wurde das Uran vor allem im Osten Deutschlands durch die SAG/SDAG Wismut. Sie betrieb den Uranbergbau vor allem auf Drängen der sowjetischen Führung und förderte den zunächst vor allem für Atomsprengköpfe benötigten Rohstoff hauptsächlich in Ostthüringen, im Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz.
Zwischen 1946 und der Produktionseinstellung Ende Dezember 1990 wurden rund 216.400 Tonnen Uran durch die Wismut gefördert. Ihren Höhepunkt erreichte die Produktion in den 1960er Jahren mit etwa 7.000 Tonnen pro Jahr. Im Zuge der Wiedervereinigung ging die Wismut 1990 in das Eigentum des Bundes über. Sie ist seitdem mit der Sanierung und Rekultivierung der Hinterlassenschaften des Wismut-Bergbaus betraut.
Im Rahmen der Grubenwasserreinigung auf der zur Wismut GmbH gehörenden Grube Königstein werden hier immer noch geringe Restmengen Uran produziert. Im Westen Deutschlands wurden zwar kleinere Uranvorkommen im Schwarzwald, Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge identifiziert und erkundet. Sie erwiesen sich allerdings als nicht wirtschaftlich, sodass keine industrielle Gewinnung gestartet wurde.