Im kommenden Jahr findet die EU-Parlamentswahl statt, in den Medien gern als Europa-Wahl bezeichnet. Bei der Gelegenheit wird am Ende auch der Vorsitz der EU-Kommission, die Präsidentschaft neu besetzt. Das Personalkarussell dreht sich. Die Figuren bleiben, so Kritiker. Neu im Gespräch ist italienischen Berichten nach Mario Draghi, der vormals schon bei der Goldman Sachs arbeitete und später EZB-Präsident wurde. Ursula von der Leyen könnte, so die Überlegung, zur Nato wechseln und dort Generalsekretärin werden. Angeblich habe sie sich dazu noch nicht geäußert, wobei Frau von der Leyen diese Position schon vor Jahren angestrebt haben soll.
Wie in der Talkshow: Neue Rollen, alte Gesichter
Mario Draghi dürfte eine für viele in den Medien überraschende Besetzung sein, wenn es denn so käme. Der Mann ist 76 Jahre alt und an sich bereits im Rentenalter. Das macht nichts: Genug Erfahrung als EZB-Chef, bei der privaten Großbank Goldman Sachs und auch in der italienischen Politik hat er ja. Als EZB-Präsident war er mit daran beteiligt, die Unterstützungszahlungen etwa an Griechenland auszuweiten, was neben viel Lob auch viel Kritik brachte. Denn die EU durfte bis vor wenigen Jahren den ursprünglichen Vorstellungen nach nicht einfach als Rettungsinstanz einspringen. Die EZB ohnehin nicht – dieses politische Mandat auf europäischer Ebene war zumindest nicht Bestandteil der Gründungsverträge.
Draghi allerdings ließ wissen, als es um Kredite ging, „whatever it takes“ – was es auch immer braucht, um die große Krise zu verhindern oder zu lindern. Diese Politik läutete die lange Phase der Nullzinsen in der Euro-Zone und die – wie Kritiker sagen würden – hemmungslose Verschuldung ein.